Dienstag, 20. Dezember 2022

Ritter mit Bleivergiftung – Besser als der Titel

 


Offenbar hat sich die erste Episode als Erfolg erwiesen. Jedenfalls veröffentlicht Hermann Media im Oktober 22 eine zweite Episode aus der Reihe „Lefevré und Murphy.“. Die beiden haben sich in der ersten Episode, die in Italien spielt, kennen und schätzen gelernt und arbeiten nun als privates Ermittlerteam in den großen Städten dieser Welt. Autor der Reihe ist der routinierte Markus Meisenberg.

 

Inhalt

 

Kurz bevor sie ihren Flug nach Paris erreichen, werden Lefevré und Murphy in London aufgehalten. Archibald Jenkins vom renommierten Gentlemen Club in London bedrängt sie, in den nächsten zwei Tagen einen Mordfall in seinem Club aufzuklären. Der Club möchte öffentliche Aufmerksamkeit durch Ermittlungen von Scotland Yard vermeiden. Ein überaus großzügiges Honorar erleichtert die Entscheidung. Nach der ersten Information im Club scheint ihnen der Fall lösbar: Der Lord wurde in einem Clubraum erschossen, in dem sich zu der Zeit 5 Clubmitglieder aufhielten. Einer von Ihnen muss der Täter sein. Alle werden seit der Zeit im Club festgehalten, streiten aber eine Tat ab. Aber zuerst müssen noch einige Hindernisse überwunden werden: Eine rothaarige irische Ermittlerin im Gentlemen Club. Das geht gar nicht. Ein französischer Ermittler. Unverschämt. Die Beiden treffen auf eine Mauer des Schweigens verbunden mit Arroganz. Also wird im Club das Unterste nach Oben gewendet. Keine Waffe. Es bleibt nur noch der verschlossene Essensaufzug. Aber der Schlüssel wurde entwendet. Und sie finden nicht eine Waffe, sondern 5. Wer aber war der Täter? Mit Druck bringen sie die Lords zum Reden, aber alle sagen das Gleiche: Ich kann nicht sagen, ob ich ihn ermordet habe. Aber genau dieser Satz führt Murphy zur Lösung des Falles.

 

Das Hörspiel

 

Lefevré mit seinem deutlichen französischen Akzent soll wohl ein wenig an Poirot erinnern. Allerdings ist er eher ein Gefühlsmensch. Explizit wird auch ein Hinweis auf den Orient-Express von Agatha Christie zitiert. Ebenfalls ein closed-room Krimi. Ihm wird die ebenbürtige Willow Murphy zur Seite gestellt. Der Autor verzichtet freundlicherweise auf die üblichen Frotzeleien. So sind die beiden ein gleichberechtigtes Team. Das Hörspiel ist irgendwie zeitlos, es gibt zwar einen Hinweis auf Sherlock Holmes und alles wirkt wie aus der Zeit gefallen, aber immerhin wird im Internet recherchiert und es fallen Modewörter wie nope. Die Geschichte wird ruhig und ohne Aufregung erzählt. Es gibt eigentlich nur den Spielort Gentlemen Club. Es sprechen die beiden Ermittler und der Auftraggeber und ein wenig die fünf Lords. Als Sprecher gefällt besonders der Geschäftsführer des Clubs, der die guten Seiten einer vergangenen Welt widerspiegelt. Willow Murphy könnte ihrer Rolle mehr echtes Leben einhauchen. Autor und Regie gelingt es das Bild, das wohl die meisten Hörer von Clubs mit Rittern und Lords haben, hörbar zu bestätigen. Der geübte Krimi-leser,-seher,-hörer wird manche Schwäche wohlwollend überhören, weil er weiß, dass nach 60 Minuten der Fall gelöst werden wird, aber keine Ahnung hat wie. Gratulation zum gelungenen Finale.

Musik und Sound sind in Ordnung, aber eher auf Sparflamme inszeniert. Es fehlte sogar die Zeit über einen vernünftigen Titel nachzudenken.

 

Fazit

 

Ein sparsam aufgenommenes Hörspiel, das vor allem durch seinen Plot überzeugt. Kein Großstadtflair, aber Old England. Wer den Autor kennt, weiß, dass da noch Luft nach oben ist.

 

Wertung 70 %

 

Dauer 60 Min

 

Verfügbarkeit

 

Bei Audible 

 

Und anderen gängigen Streaming-Diensten

 

 Sonstiges

 

Hörprobe auf Youtube

 

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