„Schön, dass es dich gibt“ möchte man fast zum neuen Hörspiel um Sörensen sagen. Es ist lange her, dass sich eine Kommissar-Figur in fünf Episoden entfalten darf. Danke also an Autor und Deutschlandfunk Kultur. Bjarne Mädel ist nur dann wirklich gut, wenn ihm die Rolle, so wie Sörensen, auf den Leib geschrieben ist.
Der Inhalt
Sörensen will endlich mal Urlaub machen. In den Bergen. Doch in den Hamburger Bergen ist der Urlaub schon vorbei. Ein Zwischenstopp bei seiner Ex-Frau Nele und der gemeinsamen Tochter Lotta entwickelt sich zu einem Kriminalfall. Die Beiden haben die junge Sozialarbeiterin Aileen (genannt Achim) für eine Übergangszeit untergebracht. Doch die attraktive Aileen fühlt sich verfolgt und gestalkt. Von einem Lehrer der Schule, an der sie gerade arbeitet. Kann der angstgestörte Sörensen ihr helfen? Er muss, denn schon am nächsten Tag wird der Lehrer erdolcht auf dem Ohlsdorfer Friedhof gefunden. Daneben liegt die verwirrte, blutbeschmierte Achim mit einem Messer in der Hand. Und das beschauliche Katenbüll. Kommt auch nicht zur Ruhe. Dort hat die alten Niehus irgendjemand angeschossen, kurz darauf wird ihr Sohn Siemen ermordet. Sörensens Kollegin Jennifer Holstenbeck wird der arrogante Schnösel Mommsen vor die Nase gesetzt.
Und dann kreuzen sich die beiden Fälle überraschend. Es gibt ein Foto von Achim, auf dem sie mit dem jungen Siemen vor einer Eisdiele steht. Wie bei einer Matroschka wird nun Schicht für Schicht abgetragen und am Ende erscheint eine üble systematische kriminelle Machenschaft.
Das Hörspiel
Die zwei Teile gehören eng zusammen. Beide Parts sind spannend genug, um sie in einem Zug zu hören. Die beiden vertrauten Protagonisten Jennifer und Sörensen führen diesmal ihre kratzbürstigen Dialoge überwiegend per Sprachnachrichten. Und machen sie gegenseitig was vor. Da kann ein KHK Mommsen nicht hineinpassen. Erstmals erfährt der Hörer, welche dramatischen Auswirkungen Sörensens Angststörung auf seine Arbeit hatte. Denn wie immer gibt es viele Selbstgespräche von Sörensen. Der Hörer erfährt genug über jeden der beiden Fälle, um gut zu folgen und sich eigene Gedanken zu machen. Und der Hörer erfährt viel über das Leben und die Lügen des Lebens. Der Autor sieht die Welt offenbar eher pragmatisch, denn es klingt, als empfehle er, sich auf seine Arbeit und die Realität zu konzentrieren und nicht auf seine Störung. Spricht da jemand aus Erfahrung?
Das ist alles herrlich in Szene gesetzt: überzeugende Stimmen und Charaktere, hörenswerte Spielorte und viel Geschehen. Und vor allem spannend. Der sich zögerlich abzeichnenden Plot haut den Hörer wirklich um. Krimi vom Besten und nicht ohne Gesellschaftskritik. Bjarne Mädel sollte aufpassen, dass sich seine Art zu sprechen nicht zur Karikatur entwickelt.
Fazit
Das spannendste aller Sörensen-Hörspiele. Weit entfernt von einem Regional-Krimi. Für Stricker-Neulinge ein guter Einstieg in die Reihe. So kann es weitergehen.
Dauer insges. ca. 120 Minuten in zwei Teilen
Verfügbarkeit
ARD Audiothek
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