Sonntag, 25. Februar 2024

Totbeten – Haas, Felsenstein und Co. schlagen wieder zu

 

© ARD / Jürgen Frey

 

Der Hessische Rundfunk hat seit einiger Zeit das Team von Kommissar Hass, seinem Assistenten Teschenmacher sowie den beiden Vorzimmerdamen Felsenstein und Rettich fest etabliert. Die beiden sorgen mit ihrem leichten hessischen Dialekt für die regionale Verankerung.  Der 185. Radio Tatort ist immerhin bereits die 8.Episode mit diesem Team und im Jan. 2024 erschienen. Autor bleibt der renommierte Autor Martin Mosebach, der wegen seiner politischen Haltung nicht unumstritten ist. Regie führt der unermüdliche und überaus erfolgreiche Hausregisseur Leonard Koppelmann.

 

 

Inhalt

 

Im Vorzimmer des Kommissar Haas gibt es anonyme Anrufe. Die reiche Kückelhorn solle getötet werden. Haas hat Bessere zu tun. Mitten im internen Umzug ist er froh, seine Unterlagen wiederzufinden. Doch Felsenstein wird skeptisch und informiert den Assi Teschenmacher. Tatsächlich ist eine Frau Kückelhorn vor ein paar Tagen gestorben. Allerdings offenbar natürlich. Kückelhorn war alt und vermögend, Diabetikerin und lebte allein. Am vertrautesten war sie noch mit ihrem Notar, weil sie häufig ihr Testament änderte. Bis vor kurzem zugunsten einer Sektenführerin, der sie lange folgte aber sich kurz vor ihrem Tod lossagte. Nun wird Haas neugierig, schaltet sich ein und begibt sich zur Sekte. Wollte die Sekte die Abtrünnige totbeten? Oder besser gesagt: Sie eigenhändig töten? Die Obduktion weist Unstimmigkeiten bei der Insulinspritzung nach. Hat der Neffe, ein gelernter Krankenpfleger, etwas nachgeholfen? Er war immerhin der letzt verfügte Erbe? Mit Glück, Geduld und Akribie wird auch dieser Todesfall geklärt. 

 


 

Das Hörspiel

 

Die Episoden um das Frankfurter Team haben längst ihren eigenen Ton gefunden. Das Regionale ist eher angehaucht, die Themen finden sich zumeist in der Welt der Reichen und Überdrüssigen. Die Kommissare klingen und handeln lebensecht, der Hörer folgt ihnen gerne. Die beiden Vorzimmerdamen sind ein Side-Kick, der in seiner Charakterisierung nicht mehr zeitgemäß ist. Allerdings spielen sie in dieser Episode eine ausgesprochen tragende Rolle. Der Text ist an keiner Stelle bierernst, ohne platt oder plump zu wirken. Dialoge gehen vor Action. Viele Spuren und Verdächtige, aber keine Klarheit. Eine sektiererische Menschenfängerin, ein tiefgefallener Neffe 3. Grades und eine anonyme Anruferin. Stellt sich anfangs die Frage, ob jemand und wenn ja, wer den Tod verursacht hat, kommt am Ende noch die Frage eines möglichen Wie auf. Totbeten kann es jedenfalls nicht gewesen sein. Mosebach stellt hier jede Form von Scharlatanerie in Frage, zeigt aber auch wie verfänglich Menschen sein können.

 

 

Fazit

 

Die Hörergemeinde des Teams geht weit über Hessen hinaus und hat seine eigenständige Rolle im Tatort-Ensemble gefunden. Ein angenehm zu hörender Krimi, der ein leichtes Lächeln im Gesicht erzeugt.

 

 

Wertung 85 %

 

Dauer ca. 54 Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek

 

 

 

 


Blausäure - Vorsicht Frauen

 

Ein wenig unterhalb des öffentlichen Radars veröffentlicht HR2 regelmässig historische Krimipreziosen, die weder bei Kein Mucks noch in der Audiothek erscheinen, zudem nur wenige Tage beim HR zum Download bereitstehen. Im 1.Quaral 2024 sind unter dem Episodenthema „Vorsicht Frauen – Gefährlich und in Gefahr“ 4 Kabinettstücke der 1960-er Jahre zu hören, alle mit der längst verstorbenen Edith Heerdegen in einer Hauptrolle. Die Schauspielerin Heerden (1913-1982) galt zu ihrer Zeit als eine der vielseitigsten Sprecherinnen, die von kühl bis charmant immer überzeugen konnte. Nicht zufällig wirkte sie in 343 Hörspielen mit.

 

Im Radion in den Frühjahr 2024 zu hören:

 

-       Blausäure, Norman Edwards, SDR 1961

-       Gründer Tee, Antony Gilbert, SDR 1961

-       Isobel, Margaret Bonham, SDR 1960

-       Die silberne Spinne, Mabel Constanduros, Howard AGG, SDR 1959

 

Alle zuerst erschienen in der legendären Krimireihe „Aus Studio 13“ in der von 1957 – 1998 616 Kriminalhörspiele erschienen. Damit bildet die Reihe ein Stück Radiogeschichte ab.

 

 

Blausäure

 

Im guten alten England der 1960-er Jahre gesellen sich die Dauergäste einer kleinen Familienpension allabendlich zu einem Plausch zusammen. Sie verbindet lediglich, dass sie eine Woche im Voraus bezahlt haben. Nun sitzen einige der Gäste am frühen Abend beieinander und diskutieren beunruhigt die drei Frauenmorde der letzten Zeit. Drei Frauen wurden durch Blausäurespritzen in den offenen Mund brutal ermordet. Die Polizei schwebt im Dunklen, weil es keinerlei erkennbare Zusammenhänge gibt. Der anwesende Regionalschreiber kann ein paar Fakten beisteuern, aber ansonsten wird getratscht und spekuliert. Es zeigt sich, dass jeder er Gäste sogar Zugang zu Blausäure hätte. Etwas verdächtig erscheint den Anwesenden der zurückgezogen lebende Gast Mister Mort, der jeden Abend das Haus verlässt. Als die Runde dann aufgelöst wird, folgt die Hausgehilfin diesem Gast ihm durch die Stadt. Verliert aber seine Spur. Als sich spätabends alle wieder zusammenfinden, fehlt Miss Piper. Kurz darauf muss Inspector Knox mitteilen, dass leider auch Fr. Piper mit Blausäure ermordet wurde. Erneut beginnen Spekulationen über das Warum, Wie und Wer.

 

 

Das Hörspiel

 

Das „Kriminalstück“ ist old-fashioned und spiegelt technisch und inhaltlich seine Zeit wieder. Opulente orchestrale Eingangs -und Pausenmusik, Spielort ist ausschließlich der Speiseraum der Pension mit den Gesprächen der Gäste, die eher dahinplätschern. Zu hören sind Albernheiten, Banalitäten und Kichereien, wie es sie im modernen Hörspiel nicht mehr gibt. Eine kriminale Komponente ist erst abzusehen, als der Kommissar den verdächtigen Gast besucht bzw. den Mord an Miss Piper mitteilt. Aber die Redaktion hat zu Recht einen Frauenkrimi identifiziert. Die überwiegend anwesenden Damen werden auch in ihrem Schicksal beschrieben. Ihrer Identität, die sich aus jeweils anderen Quellen speist. Die energische Pensionswirtin, die selbstsichere Chemielehrerin Miss Rigg, die Witwe (!) des Arztes Miss Brigg, die neugierige Hausgehilfin Daisy und die frisch Verlobte Miss Piper. Wie es sich gehört, klärt der männliche Kommissar Nächtens im Speisesaal den Fall. Er hat eine Eigenschaft entdeckt, die die Toten verbindet.

 

 

Fazit

 

Liebhaber älterer Kriminalhörspiele sollten dem Stück ihr Ohr leihen und in eine längst vergangene Welt eintauchen.

 

Wertung 75 %

 

Dauer ca. 47 Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

Rechtzeitig beim HR die nächsten Folgen programmieren

 

Sonntag, 18. Februar 2024

Bis zum Hals- Spannung und Entspannung

 


Insel- und Küstenkrimis scheinen aktuell Erfolgsgaranten zu sein. Die Hörer lieben den regionalen Touch gepaart mit sanfter Spannung und häufig mit Humor. Hermann Media hat nach den Lesungen nun im Sommer 2023 eine echte Hörspielreihe mit dem Titel Krimis von der Küste gestartet. Autor der ersten beiden Episoden ist Hajo Bremer.

 

 

Inhalt

 

Die beiden Polizisten Klippstein und seine Kollegin Trowe sind gefordert. Der notorische Schwerverbrecher Hallwachs konnte sich befreien und ist irgendwo im nordfriesischen Raum auf der Flucht.  Bisher ist ungeklärt, wie er sich aus den Handschellen beim Gefangenentransport befreien konnte. Nun machen sich die beiden auf und klappern die Inseln ab. Doch auch andere interessieren sich für diesen Vorfall. Die Hamburger Reporter Rumpf und Belle wittern eine heiße Story und begeben sich auf Spurensuche. Zuerst klappern sie die ehemalige Ehefrau ab. War sie eine heimliche Fluchthelferin? Beide Teams sind auf ihre Art erfolgreich. Die Polizisten entdecken auf ihrer Inselrundschau Hallwachs überraschend auf der Hallig Hooge. Wieso versteckt sich jemand auf einer Hallig, von der man nur einmal am Tag mit der Fähre wegkommt. Trifft er sich mit einem Helfer? Hat er dort die Beute versteckt?   Irgendwie gelingt es Hallwachs zu fliehen. Die Reporter suchen derweil im Haus der Ex alte Fotos für eine Homestory und entdecken einen Hinweis auf Fluchthilfe durch die sie. Doch die Story nimmt eine unerwartete Wendung, die das Hörspiel bis zur letzten Minute spannend macht.

 

 

Das Hörspiel

 

Die Konstellation mit zwei Mann/Frau-Teams ist eine gelungene Konstruktion. Beide Teams haben einen ähnlichen Auftrag, gehen aber durch unterschiedliche Persönlichkeiten und Arbeitsweisen anders vor, werden aber am Ende kunstvoll miteinander verknüpft. Dadurch bleibt das Hörspiel stets spannend, ohne viele dramatische Situationen. Der regionale Bezug ist eher vorsichtig angedeutet. Die Sprecher haben norddeutschen Einklang, ohne plump zu klingen. Sie erledigen ihren Job solide, aber auch ohne Highlights. Überwiegend wird die Story eher ruhig erzählt, mit wenigen Spannungsspitzen. Ganz klassisch darf der Hörer die melodiösen Zwischenmusiken zum Nachdenken oder Träumen nutzen. Die handelnden Personen sind vielschichtig dargestellt, ohne groß zu psychologisieren. So kann der Hörer auch dem Schwerverbrecher etwas abgewinnen. Der Wind ist stets böig und laut, das Leben auf einer Hallig wird nachvollziehbar vermittelt. Die verschiedenen Fäden, die verknüpft wurden, werden erst gegen Ende entwirrt. Der Plot ist unerwartet und etwas konstruiert. Das Hörspiel fragt nicht allein nach dem Täter, sondern, wer hat was, warum gemacht. Also durchaus anspruchsvoll.

 

 

Fazit

 

Ein Alltagshörspiel, das einem den Weg zur Arbeit verschönert. Als Einschlafhilfe dennoch nicht geeignet, dazu ist es zu abwechslungsreich. Mal hören, mit welchen Episoden es weitergeht.

 

Wertung 75 %

 

Dauer ca. 54 Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

https://www.hm-audiobooks.de/krimis-von-der-kueste-02-bis-zum-hals.html

 

 

Sonntag, 11. Februar 2024

Die zwei Gesichter des Januars – Ein neuer Highsmith - Krimi

 

 

Buchcover

NDR und SRF kümmern sich liebevoll um das Erbe der längst verstorbenen Suspense-Autorin Patricia Highsmith und haben nun, Anfang 2024, wieder einen Highsmith bearbeitet. Nach den älteren Ripley – Stücken sind in den letzten Jahren eine Reihe von Einzelgeschichten aus den 1960-er Jahren bearbeitet worden. Die zwei Gesichter des Januars sind als Kurzgeschichte 1962 zuerst in London, 1966 dann auf Deutsch erschienen. 2014 erschien ein internationaler Spielfilm unter dem gleichnamigen Titel. Die Autorin hat hart an der Veröffentlichung arbeiten müssen. Mehrmals wurde das Manuskript abgelehnt.

 

 

Inhalt

 

Der reiche Spekulant Chester MacFarland hat nicht nur ein Problem. Seine Kunden wollen ihr Geld zurück und die Polizei ermittelt gegen seine Firma. Der Amerikaner flüchtet auf die Schnelle mit seiner attraktiven Frau Colette nach Griechenland. Doch Chester wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Ein griechischer Polizist taucht im Hotel auf und befragt ihn detailliert in seinem Hotelzimmer. Chester wird nervös und es kommt zu einem Handgemenge, bei dem der Polizist durch einen Sturz tödlich verletzt wird. Als Chester und Colette ihn beseitigen wollen, taucht im Flur ein junger Amerikaner auf und hilft ihnen. Rydal Keener hat die beiden schon ein paar Tage beobachtet, weil der Mann ihn an seinen Vater erinnert und die junge Frau anziehend ist. Da Keener zudem noch Griechisch spricht, lässt sich Chester von ihm helfen. Sie fliehen aus dem Hotel überstürzt nach Kreta. Keener kann einen falschen Pass besorgen und kennt sich aus. Doch das Glück dreht sich erneut.  Keener und Colette kommen sich näher und Chester beschließt den Mitwisser und Nebenbuhler bei einem Besuch des Palastes von Knossos zu töten.  Doch stattdessen tötet er versehentlich Colette. Nun fliehen Chester und Ryder. Sie sind beide durch eine hohe Abhängigkeit und abgrundtiefen Hass verbunden. Es beginnt eine Katz-und Mausspiel voller falschen Fährten und Wendungen, dass erst in den alten Pariser Markthallen zu einem unerwarteten Ende führt.

 

 

Das Hörspiel

 

Das zweiteilige Hörspiel ist ein Kammerspiel. Trotz einiger dramatischer Szenen werden Flucht und ständige Ortswechsel ruhig in gesetzten Worten und Tönen berichtet. Eine Erzählerin unterstützt den Hörer, sie wird durch leise Klaviertöne begleitet. Dies ermöglicht dem Hörer, sich auf die Dialoge und die anspruchsvolle Sprache der Highsmith zu konzentrieren. Dabei wird das Hörspiel unversehens auch zu einer nostalgischen Zeitreise in den Januar des Jahres 1960. Die wenigen Touristen wurden noch hofiert, falsche Pässe zu besorgen war kein Problem. Man lebte in den besten Häusern. Im Mittelpunkt des Hörspiels stehen aber die beiden Hauptpersonen. Durch äußeren Druck aneinandergebunden, begeben sie sich in gegenseitige Abhängigkeit. Ihre Entscheidungen sind nicht frei, beide sind wankelmütig. Sind sie eine Figur mit zwei Gesichter wie der Januar, der seinen Namen vom zweiköpfigen Gott Janus hat? Bei aller Psychologie bleibt es immer ein auch spannender Krimi.

Den Sprechern von Chester, Ryder und Colette gelingt es die Charaktere dem Hörer nahezubringen. Ihre Sprache ist deutlich gehoben, kein Alltagsslang. Es gibt kein wirkliches Griechenland-Feeling, die Griechen sprechen Deutsch mit kräftigem Akzent. Auf Dauer ist das nervig. Die entscheidende Schwäche des Hörspiels ist die literarische Vorlage. Es ist wohl kein Zufall, dass es mehrmals abgelehnt wurde. Es strotzt nur so von Unwahrscheinlichkeiten. Pässe und Auftragsmörder kann man problemlos am Kiosk besorgen. Die Polizei ist dauernd hilflos und Chester lässt sich immer wieder von Ryder entdecken, obwohl er eigentlich vor ihm flieht. Da muss der Hörer schön Freude an den Tiefgründigkeiten haben, um die zweieinhalb Stunden auszuhalten.

 

Fazit

 

Highsmith-Freunde werden ihren Genuss haben. Regie und Sprecher haben sich redlich bemüht, aber manchmal langt auch das nicht für eine gute Arbeit.

 

Wertung 70 %

 

Dauer ca. 150 Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek


Montag, 5. Februar 2024

Der Tote im Fluss – Mehr als nur Routine

 


 

Pater Brown ist eine Figur des englischen Autors G.K. Chesterton (1864-1936).  Chesterton hat ab 1910 49 Kurzgeschichten mit dem katholischen Geistlichen Pater Brown veröffentlicht und diese Figur zu einem der legendären Ermittler gemacht.  Pater Brown nutzt weniger seine deduktiven Fähigkeiten, sondern seine unerbittliche Neugier und hohe Kunst der Gesprächsführung. In Deutschland ist Pater Brown vor allem durch die Verfilmungen mit Heinz Rühmann populär geworden. Der ÖRR hat Chesterton lange ignoriert. 1948 erschienene Hörspiele sind nicht mehr verfügbar, 2005 haben MDR/RBB u.a. dann eine Reihe mit 8 Episoden produziert. Die kommerziellen Verlage waren hingegen immer sehr rührig und haben nach Ablauf der Urheberrechte eigene Ideen um Pater Brown entwickelt. Maritim hat nun Ende 2023 schon die 80.Episode um den eigenwilligen Pfarrer veröffentlicht.

 

Inhalt

 

Bei einem Spaziergang am Fluss entdecken Pater Brown und sein Freund John Cromwell eine Leiche im Fluss. Der Tote ist schwer verletzt und wurde offenbar enthauptet. Cromwell ruft die Polizei, Pater Brown inspiziert den Toten genauestens. Ihm geht durch den Kopf: Wer, warum, wie? Nach wenigen Tagen stellt die Polizei die Identität des Toten fest: Ruby ist ein armer Schafzüchter, der seit einigen Tagen vermisst wurde. Seit einem nächtlichen Besuch des örtlichen Pubs war er vermisst worden. Pater Brown kann es nicht lassen. Er befragt die Ehefrau, die Besucher des Pubs, insbesondere Talbot, den Freund des Toten, der ihn zuletzt gesehen hat. Die beiden haben gemeinsam den Pub verlassen. Keine Hinweise. Kurz darauf wird auch der Kopf des Toten in einem Waldstück gefunden. Die Obduktion des Schädels weist Spuren von Giftstoffen, wie sie in der Industrie verwendet werden, in den Haaren nach. Brown stutzt. Beim Spaziergang sind sie an einer Papierfabrik vorbeigegangen. Werden dort Gifte verwendet? Die Fabrik stand kurz vor der Pleite und wird seit kurzem von einer dynamischen Frau gemanagt und ist seitdem erfolgreich. Pater Brown macht sich auf den Weg in die Fabrik und bohrt nach. Willkommen ist er nicht. Aber er erfährt immerhin, dass der Tote mal als Fahrer für die Fabrik gearbeitet hat. Könnte das eine Spur sein? Mit einem zweiten Besuch begibt sich Pater Brown in Lebensgefahr und kann nur in letzter Minute gerettet werden. Aber eine Erklärung für den Tod des Schafzüchters hat er immer noch nicht. Warum und wie bleiben ein Rätsel.

 

Das Hörspiel

 

Das Hörspiel ist eher in der etwas älteren Gegenwart angesiedelt. Kein Handy oder Bildschirme, aber Schreibmaschinengeklapper auf der Polizeiwache. Es spielt in typisch englischer Umgebung: Schafzüchter, Pubs und Spaziergänge am Fluss sowie Hunde. Alles eher ruhig erzählt, mit einigen dramatischen Szenen und gelegentlich gruseligen Beschreibungen. Kurze musikalisch angenehme Pausen erlauben dem Hörer das Mitdenken. Passende Sounds unterlegen das Gespielte, sind aber eher minimalistisch gehalten. Das Ende erweist sich als ausgesprochen dramatisch und unerwartet. Neben dem Krimiplot gelingt es dem Autor Hajo Bremer ein paar Nebenthemen in Szene zu setzen. Umweltschutz, kriminelle Industrielle und die Schwierigkeit, auf dem Lande eine Existenz zu sichern. Die Sprecher finden jeweils für ihre Rolle den richtigen Tonfall. Ärgerlich ist allerdings der sonst hoch geschätzte Volker Brandt. Er liest lustlos mit überzogenen Betonungen vom Blatt. Da wird kein Charakter des Paters erkennbar.

 

 

Fazit

 

Eine Reihe mit 80 Episoden kann nicht viel falsch machen. Sie gefällt den Hörern. Wie hier sind die Stories durchweg überzeugend und verschönern dem Hörer den Weg zur Arbeit oder die Fahrt auf der Autobahn.

 

Wertung 80 %

 

Dauer ca. 60 Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

https://www.amazon.de/Tote-Fluss-Pater-Brown-80/dp/B0CNXRH3QY/ref=sr_1_2?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=1YU4OMCA6GQ0I&keywords=der+tote+im+fluss&qid=1704707881&sprefix=der+tote+im+fluss%2Caps%2C105&sr=8-2

 

 

 

 

 

 

 


Sonntag, 4. Februar 2024

Laim, mon amour – Radio Tatort 184 aus München

 

© ARD / Jürgen Frey

 

Der Münchner Tatort tut sich schwer mit seinen Autoren. Nach dem Abschied von Franz Dobler hat Su Turhan die neue, private Ermittlerin Yanina Adler, in München lebend, eingeführt. Bei der zweiten Episode mit ihr hat nun die bewährte Autorin Katja Röder (Melitta und Stern, SWR-Tatorte) das Heft in die Hand genommen.

 

Inhalt

 

Oscar Wenger, 92 Jahre alt und ein ehemaliger Wirtschaftsprüfer, ist geistig rüstig, aber pflegebedürftig. Der Pflegedienst schickt ihm die junge Maja, die schnell Gefallen an diesem vornehmen Herrn findet. Er hilft ihr bei der Prüfungsvorbereitung und ist gut gelaunt, wenn ihn seine Schmerzen nicht quälen. Doch eines Morgens wird Wenger tot aufgefunden. Als sich herausstellt, dass Wenger reich war und Maja seine Alleinerbin wird, schaltet die Kripo die Rechtsmedizin ein. Und es findet sich eine Einstichstelle. Eine genaue Blutanalyse belegt auch, dass Wenger Rauschmittel genommen haben muss, die ihm nicht verschrieben wurden. Hat Maja ihn mit Insulin getötet? Die verzweifelte Maja bittet Yanina Adler um Hilfe. Yanina ist vom Kommissar Tekin beauftragt worden, mögliche andere Erben zu suchen und musste Maja befragen. Doch Maja gerät immer mehr in Probleme. Kurz vor Wengers Tod hat sie bei einer anderen Kundin Insulin entwendet. Und offenbar hat sie Wenger mit Drogen versorgt, um die Schmerzen zu lindern. Aber kann Yanina ihr helfen? Die gräbt tief in der Familiengeschichte Wengers. Wenger wurde in der Nazizeit als Findelkind ausgesetzt und ist durch die Pflegeeltern reich geworden. Offenbar war die leibliche Mutter in einer „Nervenheilanstalt“ eingesperrt. Yanina bohrt immer tiefer. Aber hilft dies Maja, die immer stärker von ihrem geldgierigen Freund bedrängt wird.

 

Das Hörspiel

 

Katja Röder hat die Ermittlerin erfolgreich weiterentwickelt. Yanina steht mehr im Vordergrund, der Kommissar Tekin ist nur noch Staffage. Sie ermittelt ernst und systematisch, setzt weniger auf jugendliche Kontaktfreude. Die Story spielt in München, aber nicht in der Upper-Class, sondern in Durchschnittswelten. Die Autorin spielt mit dem Zuhörer. Es fehlen direkt spannende Szenen und der Hörer sympathisiert immer mehr mit Maja. Sie darf es nicht sein. Aber die Belastungsmomente werden immer stärker. Entlastendes hört man nicht. Aber viele Szenen, die den Hörer berühren: Der Umgang mit psychisch Kranken in der Nazizeit, die unzureichende Betreuung Pflegedürftiger. Es gibt auch weniger ergreifende, bedenkenswerte Szenen: Die ausufernde Bürokratie, der Stress der Pflegekräfte. Auch Entspannungsmomente fehlen nicht: Der etwas schwierige Vogel Levi oder eine nette Telefonschleife.

Es wird viel in Zeit und Raum gesprungen, also konzentriert zuhören.

Die Sprecher machen ihren Job bestens, insbesondere Maja gewinnt die Ohren für sich.

Durch ihre gewinnende Art, ihre systematische Arbeit gelingt ihr eine unerwartete Auflösung des Falles.

 

 

Fazit

 

Auf diesem Weg darf Yanina Adler gerne weiter ermitteln. Ein wenig politische Bildungsarbeit, viel Reflexion über Alltagserfahrungen und ein ausgesprochen gelungener Plot.

 

 

Wertung 90 %

 

Dauer ca. 55 Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek

 

 

 

 

 

Nase um Nase – Hamm schlägt wieder zu

  © ARD / Jürgen Frey     Der späte Winter ist immer dem Hammer Radio-Tartort gewidmet. Im Jahr 2024 bereits mit der 19. ...