Sonntag, 4. Februar 2024

Laim, mon amour – Radio Tatort 184 aus München

 

© ARD / Jürgen Frey

 

Der Münchner Tatort tut sich schwer mit seinen Autoren. Nach dem Abschied von Franz Dobler hat Su Turhan die neue, private Ermittlerin Yanina Adler, in München lebend, eingeführt. Bei der zweiten Episode mit ihr hat nun die bewährte Autorin Katja Röder (Melitta und Stern, SWR-Tatorte) das Heft in die Hand genommen.

 

Inhalt

 

Oscar Wenger, 92 Jahre alt und ein ehemaliger Wirtschaftsprüfer, ist geistig rüstig, aber pflegebedürftig. Der Pflegedienst schickt ihm die junge Maja, die schnell Gefallen an diesem vornehmen Herrn findet. Er hilft ihr bei der Prüfungsvorbereitung und ist gut gelaunt, wenn ihn seine Schmerzen nicht quälen. Doch eines Morgens wird Wenger tot aufgefunden. Als sich herausstellt, dass Wenger reich war und Maja seine Alleinerbin wird, schaltet die Kripo die Rechtsmedizin ein. Und es findet sich eine Einstichstelle. Eine genaue Blutanalyse belegt auch, dass Wenger Rauschmittel genommen haben muss, die ihm nicht verschrieben wurden. Hat Maja ihn mit Insulin getötet? Die verzweifelte Maja bittet Yanina Adler um Hilfe. Yanina ist vom Kommissar Tekin beauftragt worden, mögliche andere Erben zu suchen und musste Maja befragen. Doch Maja gerät immer mehr in Probleme. Kurz vor Wengers Tod hat sie bei einer anderen Kundin Insulin entwendet. Und offenbar hat sie Wenger mit Drogen versorgt, um die Schmerzen zu lindern. Aber kann Yanina ihr helfen? Die gräbt tief in der Familiengeschichte Wengers. Wenger wurde in der Nazizeit als Findelkind ausgesetzt und ist durch die Pflegeeltern reich geworden. Offenbar war die leibliche Mutter in einer „Nervenheilanstalt“ eingesperrt. Yanina bohrt immer tiefer. Aber hilft dies Maja, die immer stärker von ihrem geldgierigen Freund bedrängt wird.

 

Das Hörspiel

 

Katja Röder hat die Ermittlerin erfolgreich weiterentwickelt. Yanina steht mehr im Vordergrund, der Kommissar Tekin ist nur noch Staffage. Sie ermittelt ernst und systematisch, setzt weniger auf jugendliche Kontaktfreude. Die Story spielt in München, aber nicht in der Upper-Class, sondern in Durchschnittswelten. Die Autorin spielt mit dem Zuhörer. Es fehlen direkt spannende Szenen und der Hörer sympathisiert immer mehr mit Maja. Sie darf es nicht sein. Aber die Belastungsmomente werden immer stärker. Entlastendes hört man nicht. Aber viele Szenen, die den Hörer berühren: Der Umgang mit psychisch Kranken in der Nazizeit, die unzureichende Betreuung Pflegedürftiger. Es gibt auch weniger ergreifende, bedenkenswerte Szenen: Die ausufernde Bürokratie, der Stress der Pflegekräfte. Auch Entspannungsmomente fehlen nicht: Der etwas schwierige Vogel Levi oder eine nette Telefonschleife.

Es wird viel in Zeit und Raum gesprungen, also konzentriert zuhören.

Die Sprecher machen ihren Job bestens, insbesondere Maja gewinnt die Ohren für sich.

Durch ihre gewinnende Art, ihre systematische Arbeit gelingt ihr eine unerwartete Auflösung des Falles.

 

 

Fazit

 

Auf diesem Weg darf Yanina Adler gerne weiter ermitteln. Ein wenig politische Bildungsarbeit, viel Reflexion über Alltagserfahrungen und ein ausgesprochen gelungener Plot.

 

 

Wertung 90 %

 

Dauer ca. 55 Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek

 

 

 

 

 

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