Mittwoch, 29. Dezember 2021

Mönche – Was es bedeutet, abgeschottet zu leben

 


 

Der Deutschlandfunk Kultur gehört zu den wenigen öffentlich-rechtlichen Anstalten, die sich noch und wieder eigene Hörspielkrimiproduktionen leisten. Nach dem Ende des True Crime Booms gibt es nun wieder einen festen Sendeplatz: Montags 22.00 Uhr DLF Kultur

 

Der Inhalt

 

Eine junge Anwältin freut sich über ihren ersten Auftrag: Bei einem jungen Mann wurden bei einer Durchsuchung Waffen und Munition gefunden. Er steht in Verdacht ein Attentat auf ein Frauenhaus zu planen wie seine Aktivitäten in entsprechenden Online-Foren zeigen. Beim ersten Kontakt mit ihrem Mandanten stellt Theresa fest, dass es ihr Bruder ist, zu dem sie seit langem keinen Kontakt hat. Tatsächlich ist engagiert er sich in der Incel-Bewegung. Die Incel-Bewegung steht für INvoluntary CELibacy und propagiert offen ein rassistisches und frauenverachtendes Weltbild, ruft sogar systematisch zu Gewalttaten an Frauen auf.

Der zuständige Kommisar Zielke ermittelt nur zögerlich. Seit er einen seiner Kollegen verraten hat, wird er gemieden. Theresa ist auf Unterstützung ihrer Lebenspartnerin Mara, die selbst in dem Kommissariat arbeitet angewiesen. Ist ihr Bruder tatsächlich zu Gewalttaten bereit? Wieso zögert der zuständige Kommissar? Haben seine Kollegen „Dreck am Stecken“? Bei der Suche nach der Wahrheit setzt Theresa auch ihre Beziehung aufs Spiel.

 

Was mir gefällt

 

Mönche ist ein spannendes Hörspiel über die schwierige Suche nach der Wahrheit. Nichts ist so, wie es auf den ersten Ton scheint. Insofern ist es schön, dass die wichtigste Rolle eine junge Anwältin ist, die zwar voller Ehrgeiz ist, aber auch hohe moralische Ansprüche hat. Das alles spielt in der besonderen Szene Berlins. Wir erhalten Einblick in die Szene der Incel-Frauenhasser, des Mobbings in der Polizei und die schwierige Arbeit im Frauenhaus.

Und dies alles nicht mit einem anklagenden, sondern neugierigen, differenzierenden Blick.

Die Anwältin Theresa ist die verbindende Figur, die wie in einem Spinnennetz ihre Kontakte zu den anderen Personen hat, ohne dass die miteinander in Kontakt sind.

Mit der weniger auffälligen Schauspielerin Anjorka Strechel ist diese Rolle brillant besetzt. Man hört ihrer Stimme die Sorge um ihren Bruder an, aber auch ihre Angst vor seinen möglichen Gewalttaten. Ihr gelingen feine Differenzierungen. Ebenso so passend besetzt ist die schwierige Rolle des zwielichten Kommissars Zielke. Der bekannte Fernsehschauspieler spielt ja im im Prinzip immer die gleichen Rollen, allerdings passt es hier exakt: Der Kommissar, der zu jedem nett und freundlich ist, man aber nie weiß, ob er es auch so meint. Und das alles in diesem selbstverständlichen lakonischen Ton wie er nur Brambach gelingt.

 

 

Was mir nicht gefällt

 

Der Titel des Hörspiels ist zweischneidig. Bei der Incel-Bewegung handelt es sich um Männer, die gegen ihren Willen mönchisch leben und deswegen Frauen hassen und gewaltbereit sind. Die Kloster-Mönche hingegen haben sich für eine selbstgewählte Zurückhaltung entschieden und sind bewusst friedliebend. Allerdings leben auch sie in einer blasenähnlichen Abgeschiedenheit.

Die Hauptschwäche des Hörspiels ist die Dialog-Lastigkeit. Lange, stark psychologisch überlastete Gespräche machen es schwer, dem Handlungsfaden zu folgen. Das Hörspiel will einfach zu viel. Denn trotz Szenenwechsel passiert nicht viel. Als Nicht-Berliner fragt man sich auch, ob man außerhalb der Hauptstadt dieser Menge an Konflikten und Zuspitzung noch folgen kann. Als Autor dieser Zeilen muss ich gestehen, dass ich ohne Google nicht gewusst hätte was und wer INCEL ist.

Die Dialoge des Autors Lars Werner klingen, als seien sie für das Theater geschrieben und nicht fürs Radio.

Einige Figuren wirken unglaubwürdig. Der Bruder schwankt zwischen lammfromm und cholerisch, dies ist überzeichnet. Die Lebenspartnerin Mara überzeugt in der Darstellung auch nicht. Der Spagat zwischen der Liebe zur Theresa und ihrem Pflichtbewusstsein bei der Polizei gelingt nicht überzeugend.

Insgesamt macht das Hörspiel den Eindruck einer sparsamen Produktion. Musik und Geräusche auf Sparflamme.

Erschreckend ist allerdings die Marketing-Strategie des Senders. Die Inhaltsbeschreibung des Senders und in der Audiothek sind reißerisch und werden dem Hörspiel nicht gerecht. Es ist eben nicht nur ein Hörspiel über den Frauenhass von Incels.

 

Dauer       50 Min.

 

Fazit

 

Hier wurde eine Chance vertan. Das Hörspiel kann zeigen, wie problematisch es ist, wenn sich Gruppen absondern und nur ihr „eigenes Ding“ machen und wahrnehmen. Das versperrt den Blick auf die Wirklichkeit wie Theresa spüren musste. Ein überlasteter Text und eine sparsame Inszenierung nötigen dem Hörer einige Geduld ab, um dies zu erkennen.

 

Wertung

 

75 %

 

 

Verfügbarkeit:

 

Beim Deutschlandfunk Kultur und in der ARD Audiothek als Download.

 

Links:

 

https://hoerspiele.dra.de/vollinfo.php?dukey=4995566&vi=1&SID

 

https://www.belltower.news/das-manifest-des-hanau-attentaeters-zwischen-rechtsextremismus-und-frauenhass-frauenfeind-aber-kein-incel-97509/

https://www.hoerspielundfeature.de/kriminalhoerspiel-100.html

https://anjorka.de/

https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Brambach

 

 


Dienstag, 28. Dezember 2021

Nur Du – Radio Tatort at it´s best

 

llustration »Nur Du« | © ARD / Jürgen Frey

In der aktuellen (Nov.2021) Radio Tatort-Episode des NDR spielt die altvertraute Kommissarin Bettina Brauer wieder mit. Sie ist, soweit ich sehe, mittlerweise die „älteste“ Kommissarin, weil von Beginn des Radio Tatorts dabei. Alle Episoden spielen naheliegender Weise im Norden, halten verschiedene hochkarätige Autoren (Göhre, Hermann, Stein) und auch personelle Veränderungen aus, ohne daß die Krimis an Glanz verlieren. Damit gelingt es dem NDR immer wieder erfolgreich Neuerungen zu erzielen ohne zuviel des Guten zu tun (Hamm) oder zweifelhafte Neuanfänge (HR, BR) zu starten.

 

Was geschieht

 

Das LKA Hamburg erhält ein Video zugesandt, auf dem ein gefesselter wimmernder Mann zu sehen ist, begleitet von der Nachricht: „in 25 Stunden ist er tot“. Sonst keine weitere Forderung.

Der gewaltige Polizeiapparat startet seine Aktivitäten, zumal der Mann unbekannt ist.

Lediglich Kommissar Döring kommt diese Person bekannt vor. Es ist der stellvertretende Filialleiter des Supermarktes, der vor wenigen Wochen überfallen wurde.

Kommissarin Breuer und die Staatsanwältin machen Ermittlungsdruck, sie analysieren das Video, um zu erfahren, wo sich der Entführte befindet.

Döring hingegen geht seinen eigenen Weg, er hat das Gefühl, die Entführung und der Überfall stehen in einem Zusammenhang. Damals war beim Überfall einer der Täter durch ein Versehen vom Sicherheitsdienst erschossen worden. Der zweite Täter konnte mit Geld flüchten.

Die Aussagen des Filialleiters und des Sicherheitsdienstlers führen zur Überführung des Täters, der trotz Unschuldsbeteuerungen verurteilt wird. Kurze Zeit später hängt er sich in der Zelle aus.

Nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Döring vertieft sich zusehends in den alten Fall, ohne das zu erkennen ist, dass es weiterhilft. Haben der solide Supermarktleiter und der schmierige Sicherheitsmann die Wahrheit gesagt? Hat sich Döring bei den Ermittlungen täuschen lassen? Breuer und die Staatsanwältin sind kurz davor, den Entführungsort zu identifizieren und den Entführten zu befreien

 

Wie es gemacht ist

 

Dieser Wettlauf mit der Zeit ist spannend und der Hörer möchte nicht nur wissen, ob der Entführte gerettet wird, sondern auch wer der/die Entführer sind. Man darf ruhig verraten, dass es keine weiteren Toten gibt, aber eine überraschende und nachdenkliche Wendung als Highlight zum Schluss.

Deutliche Hauptfigur dieser Episode ist Kommissar Döring, der seinen eigenen Weg auch gegen alles Drängen seiner Vorgesetzten geht. Döring ist nicht frei von psychischen Problemen, aber dies ist nicht überbetont und scheint seine Arbeit eher zu stärken als zu schwächen. Dem Sprecher Matthias Bundschuh gelingt es ganz hervorragend mit vielen Ausdrucksmöglichkeiten, diesen Dickkopf sympathisch zu machen. Allein der Klingelton des Handys ist hörenswert. Die Spurensuche von Döring führt uns durch ein Kaleidoskop von weiteren Typen und Hörorten, alles mit leichtem, norddeutschen Akzent. Der Hörer findet sich aber immer gut zurecht. Auch Susanne Borgmann, als Kommissarin Breuer, zeigt in einer kleinen Rolle, mit wie wenig Mitteln eine gute Sprecherin, einer Figur Leben einhauchen kann.

Dieser Krimi thematisiert indirekt aber auch ethisch-moralische Fragen: Dürfen Zeugenaussagen allein zur Überführung eines Täters führen? Wie geht ein Polizist mit dem Selbstmord eines von Ihm Überführten um? Was tut so etwas mit dem Polizisten ?

 

 

Was es noch zu sagen gibt

 

Nicht jeder Hörer wird das Ende nachvollziehen können. Auch passt das Vorgehen Dörings im Entführungsfall nicht wirklich zu seinem Verhalten beim Supermarktüberfall. Aber dies tut der Spannung keinen Abbruch. Ich persönlich wünsche mir für die nächsten Episoden auch eine wieder stärkere, erkennbare lokale Ansiedlung.

 

 

Dauer         54 Min.

 

Fazit

 

Dieser Krimi zeigt, dass es doch noch lohnt, immer wieder in die Radio-Tatort-Reihe hineinzuhören. In gewisser Weise ist diese Episode ein Allrounder. Nicht zu hard-boiled- auch nicht cosy, ohne Mystery oder Grauen, aber spannend. Es fehlen nicht: Lokalkolorit, vertrautes Ermittlerteam, gute Story. Wem diese Episode gefällt, sollte auch die älteren Fälle hören. Dabei sind die Stories mit dem Undercover-Agenten und Pianisten Jac Garthmann besonders wertvolle Unikate.

 

Wertung

 

90 %

 

 

Verfügbarkeit:

 

Beim NDR und in der ARD Audiothek als Download.

 

Links

 

https://hoerspiele.dra.de/vollinfo.php?dukey=4992603&vi=1&SID

Montag, 20. Dezember 2021

Brexit Blues – Ein Abschiedsfeuerwerk im Nebel

 

 

Mit Brexit Blues legt der Autor Jan Decker die offenbar (Klappentext NDR) letzte Folge einer Krimitrilogie vor, die im niedersächsischen Osnabrück spielt. Alle Fälle beziehen sich auf besondere, wohl typische Situationen für die Stadt und schildern eher bizarre Mordfälle. Im Mittelpunkt der kriminalistischen Aktivitäten steht ein eigenwilliges Kommissaren-Trio. Der Erstling Fado Fatal (2017) spielt in einem portugiesischen Kulturverein und beleuchtet auch die schwierige Situation der „Gastarbeiter“. Die Kalte Sophie (2019) hat die Machenschaften der Atom-Mafia zum Hintergrund. Auch die älteren Episoden stehen derzeit zum Download zur Verfügung. Jede Episode ist eigenständig.

 

Die Story

 

In Osnabrück wird an einem frühen Abend 2021 eine Tagesmutter erstochen. Die Tür zu ihrer Wohnung stand offen, es gibt aber keine weiteren Zeugen. Der Fall kommt in die Zuständigkeit
es kurz vor der Pension stehenden Kommissars, seinem vermutlichen Nachfolger und einer neuen Assistentin. Jeder von Ihnen nimmt sich des Mordes mit unterschiedlichem Ehrgeiz an. Sehr schnell gerät der ewig bettelnde Sohn der Mutter in Verdacht. Sein Vater und der Ex-Ehemann war jahrelang für die britische Armee in Osnabrück tätig und in den 80-er Jahren lebensgefährliches Opfer eines IRA-Anschlages. Dieser Anschlag wurde nie aufgeklärt. Gibt es Verbindungen zu diesem Cold Case? Welche Rolle spielen Liebesgeschichten? Lebt die IRA nach dem Brexit wieder auf? Hat der alternde Kommissar Leichen im Keller?

Die Suche nach dem Täter ist das Wühlen in der Vergangenheit mit immer neuen Verbindungen und Verwicklungen. Das beschauliche Osnabrück scheint in die große Weltpolitik geraten zu sein.

 

Das Feuerwerk

 

Osnabrück war tatsächlich über Jahrzehnte von der Anwesenheit einer britischen Garnison mit mehr als 14.000 Militärs geprägt. Ihre Aufgabe war es, für Sicherheit zu sorgen. Damit war Osnabrück aber auch Teil der innerbritischen Konflikte, insbesondere des brandgefährlichen Nordirlandkonfliktes. Diese Konflikte zogen und ziehen sich bis heute mitten durch Familien, wie das Hörspiel sehr schön zeigt. Die Story drückt auch die Sorge vor einem Wiederaufleben dieser Konflikte durch den Brexit aus, die ja nicht unbegründet ist, wie aktuellen Nachrichten zeigen. Der Song „It´s all over now“ in der Version von van Morrison wird immer wieder angespielt und ist für die Lösung des Falles wichtig. Als Blues spricht der Song die Trauer und den Verlust, aber auch die Hoffnung auf bessere Zeiten an.

Die Handlung ist nicht im engeren Sinne spannend. Aber der Hörer verfolgt neugierig die tiefen Verästelungen der als Täter in Frage kommenden Personen. Da geht es um Politik, Familien-und Liebesbeziehungen, Zuständigkeiten. Der Hörer muss seine Ohren spitzen, um den vielen kleinen Szenen zu folgen, die nicht immer durch die Zwischenmusik zu erkennen sind.

Der pensionsnahe Kommissar Wittkowski erteilt Befehle an sein Team, scheint aber durchaus verwickelt! Der Assistent und mögliche Nachfolger Srockhövel entwickelt fleißig Motive und Theorien, während seine Assistentin die Basisarbeit erledigt. Die drei sind ein liebenswertes Team und werden toll gesprochen. Überhaupt gehören die Sprecher zu den Highlights dieses Feuerwerks.

Das Hörspiel hätte das Zeug zu einer sehr schönen Milieu-Studie gehabt.

 

Der Nebel

 

Es kommt selten vor, dass ein Rezensent zugeben muss, trotz mehrmaligen Hörens nicht alles verstanden zu haben. Die Familienbande entwirren sich nur bei höchster Konzentration, die zeitlichen Zusammenhänge kann man sich wirklich nicht merken und nachvollziehen.

Am bedauerlichsten ist aber der immer wieder auftauchende ironische Ton, der für dieses ernste Thema überhaupt nicht angemessen ist. Mit vibrierender Stimme sagt John Miller, Opfer von drei Anschlägen: „Too much blood !“. Darauf der Spockhövel: „Ja, ja das böseste Blut gibt es in Familien.“ Leider schlägt manchmal selbst die Musik die falschen Töne an. Beim Kino im Kopf möchte man nicht schon die Interpretation vorgespielt bekommen.

Ärgerlich sind auch die vielen Nachlässigkeiten und Ungenauigkeiten. Die Chronologie der Ereignisse scheint mir an einigen Stellen fehlerhaft. Ist Paddy nun ein Dackel oder einer der irischen Verdächtigen? Der immer wieder gespielte Song wurde schon 1966 von van Morrison eingespielt und hat wenig mit dem Nord-Irland-Konflikt zu tun. Es ist auch eher Folkrock statt Blues. Gibt ein Kommissar seinem Team wirklich den Auftrag ein Attentat nach 40 Jahren aufzuklären, obwohl weiterhin das britische Militär allein dafür zuständig ist und er offensichtlich verwickelt war?

Gelegentlich hat man den Eindruck dem Hammer Radiotatort nahe zu sein. Wittkowski erinnert an Vorderbäumen in seiner Rolle als Chef, spricht aber wie Latotzke.

 

Dauer 60 Min.

 

Fazit

 

Die Idee und die Story sind toll, die Sprecher hörenswert. Es wurde aber eine Chance vertan und nur wenig Hörer machen sich auf den mühsamen Weg durch die verwirrenden Szenen.

Vielleicht ist es gut so, dass die Episodenfolge damit zu Ende geht, denn die beiden Vorläufe sind auf jeden Fall deutlich besser.

 

 

Verfügbarkeit:

 

In der Audiothek und beim NDR einschließlich der älteren Episoden.

High Mile Detective Club – Easy Listening für Nostalgiker



 

High Mile Detective Club ist die 8. Episode (1. Staffel) einer neuen, erfolgreichen Serie von Contendo Media: Die drei Senioren. Alte Hasen erkennen sogleich, dass sich diese Serie an die Liebhaber der jahrzehntelang erfolgreichen Reihe Die drei ??? oder vergleichbare Hörspiele anlehnt. Bis heute können die Sprecher dieser alten Serien erfolgreich Live-Hörspiel aufführen. Oliver Rohrbeck und Co. konnten 2010 mit mehr als 15.000 Zuhörern sogar einen Guinness-Rekord auf der Berliner Waldbühne aufstellen! Contendo hat sich auch die Mühe gemacht, attraktive Cover zu entwickeln, die spannender sind als die eigentlichen Stories.

 

Der Inhalt

 

Julian Parks, Doreen Manham und Jonas Joyner sitzen im Flieger von den USA nach Barcelona. Sie folgen dem Ruf einer Millionärin, der ein wertvolles Erbstück ihrer Mutter gestohlen wurde. Sie hat noch eine Visitenkarte der Detektive im Nachlass ihrer Mutter gefunden und bittet um Unterstützung. Nun ist Jonas nicht wirklich ein Senior, sondern der Sohn von Julian, der sich mit der Mutter und dritten Detektivin Cameron zerstritten hat.

Die folgende Handlung spielt ausschließlich im Flugzeug von den Staaten nach Barcelona. Die drei Reisenden möchten sich beim Fliegen auf ihren neuen Auftrag vorbereiten. Vater und Sohn möchten sich unterhalten, weil sie sich erst jetzt kennengelernt haben. Dabei stört die Esoterikerin Winstead gewaltig! Sie sitzt direkt neben ihnen. Mit ihrem ständigen Gerede und ihren absurden Einfällen ist sie schon mehrmals umgesetzt worden, weil sich die Nachbarn beschwert haben. Die Senioren freuen sich, dass Winstead nach dem Essen ein Nickerchen macht. Doch Doreen bemerkt, dass sie nicht mehr atmet! Durch das Eingreifen eines Arztes kann ihr Leben gerettet werden, doch was ist passiert? Schnell zeigt sich, dass es kein medizinisches Problem war, sondern ein Mordversuch! Wer kommt als Täter in Frage? Wen hat Winstead alles genervt? Den Piloten, die Stewardess, einige Passagiere? Rechtfertigt dies gleich einen Mord? Was könnte dahinterstecken?

 

Lob und Tadel

 

Es ist verständlich und nachvollziehbar, dass der Erfolg der alten Serien irgendwann Nachahmer findet. Nicht jedem gefällt es, wenn gut 60-Jährige 13-Jährige sprechen, so toll sie es machen, also macht man sich auf die Suche nach Alternativen. Den 3 Senioren gelingt es wirklich, die Erfolgsfaktoren in der neuen Idee umzusetzen. Sympathische Amateurdetektive, nuancenreiche Stimmen, durchaus spannende Handlung ohne Blutvergießen, nette Begleitmusik und eine ansprechende Hördauer (45 Min.).

Das alles wird mit vielen Sprechern und zuverlässiger Technik sehr professionell präsentiert.

 

Die Dramaturgie ist allerdings etwas schlicht geraten. Es handelt sich ausschließlich um Dialoge im Flugzeug. Bis zur 15. Minute passiert inhaltlich gar nichts und man fragt sich, wann die Handlung endlich beginnt. Sie ist nicht immer schlüssig und sehr konstruiert: Wie sollen drei Personen in das WC eines Flugzeugs passen? Wieso kann Winstead oft umgesetzt werden, aber am Schluss ist plötzlich der Flieger belegt? Der junge Jonas ist wohl lediglich dabei, um seinen Vater nach der Vergangenheit zu fragen.

Ehrlicherweise war das bei den drei ??? auch nicht anders.

Alle Handelnden sind mit altersgemäßen Stimmen besetzt. Man muss es allerdings mögen, dass jedes Wort ein kleines Kunstwerk ist und es natürlich viele Ooohs und Wows gibt.  Die ausgeklügelte Produktionsweise macht ein Durcheinanderreden auch unmöglich. Eine Schwierigkeit des Konzepts ist leider, dass ein Grundmotiv nicht mehr funktioniert. Die drei ??? leben davon, dass sich abenteuerliche Teenies in die Wirren der Erwachsenenfeld begeben und damit manche die Träume der Hörer erfüllen.

Warum diese Folgen Mile High Detective Club heißt, erschließt sich nicht. Auch ist nicht ansatzweise erkennbar, was die Handlung mit dem am Anfang angesprochenen Auftrag zu tun haben soll. Es ist wohl eine zweite Folge zu erwarten.

 

Misc.

 

Autor der 3 Senioren ist der routinierte und erfolgreiche Vielschreiber Erik Albrodt. Für den Großteil der Idee, Regie etc. ist Christoph Piasecki verantwortlich, der als Chef von Contendo vielseitig und professionell immer wieder marktgängige Reihen entwickelt. Die nostalgische Musik stammt von Tom Steinbrecher und klingt sehr authentisch nach den 70-er und 80-er Jahren.

 

 

Dauer 45 Min.

 

Fazit

 

Es ist ein Hörspiel für Kassettenkinder und damit auch eine Hommage an die guten, alten Zeiten.

Manche Schwäche kann man dank der professionellen Gesamtleistung gut überhören.  Letztlich sind die Sprecher des Lauschens wert.

Weitere Folgen sind jedenfalls ab Anfang November zu erwarten.

 


Verfügbarkeit:

 

https://www.amazon.de/Folge-Mile-High-Detective-Club/dp/B09FPKPBNK/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=high+mile+detective+club&qid=1634737205&s=dmusic&sr=1-1

 

und natürlich bei Amazon Music.

 


Wo du hingehst – Frankenkrimi mit Niveau

 



 

Der Bayerische Rundfunk startet mit diesem Hörspiel einen neuen Krimipodcast mit Melitta und Stern, die im Fränkischen zu Hause sind und sich auf weniger spektakuläre Fälle stürzen. Der BR ist nicht unerfahren mit Regionalkrimis. Die Tatort-Folgen mit der Polizeiinspektion Bruck am Inn waren bei den Hörern außerordentlich beliebt. Die Autorin Katja Röder hat für den Radio-Tatort eine Reihe von Krimis geschrieben, die hörbar im Schwäbischen beheimatet waren, allerdings eher etwas behäbig daherkamen. Also lassen wir uns überraschen.

 

Der Inhalt

 

Melitta ist eine junge Frau mit Asperger-Syndrom, die ihr Kloster verlässt, um ihren Vater, dem Baron in Franken auf seinem Landgut zu helfen. Sie war im Kloster, um innere Ruhe zu finden und geht verlässt ihre Ruhebasis mit gemischten Gefühlen. Ihr engster Freund im Kloster war der Gärtner Anton Stern. Sie verbindet die Liebe zur Natur und zur Heimat. Auch Anton ist nicht „normal“. Er hat im Kloster Obhut gefunden, weil er gerne mal vergisst, beim Tanken zu zahlen.

Kaum auf dem Gutshof angekommen, wird Melitta mit der wirklichen Welt konfrontiert. Die Gegend wird von einer Diebesbande unsicher gemacht, das landwirtschaftliche Großgeräte wie Mähdrescher oder Traktoren stiehlt. Auch ihr Vater ist betroffen: Ihm wurde ein Baum-Harvester gestohlen, der nicht versichert ist.

Der Weg zur Polizei ist ernüchternd. Melitta wird unlustig mitgeteilt, dass man sich bemühe und sie Geduld haben müsse. Diese Geduld hat Melitta nicht. Sie begibt sich auf die Suche nach den Dieben und bittet Anton, den Kleinkriminellen um Unterstützung.

Die Beiden starten nun grundsolide Detektivarbeit: Entwickeln Hypothesen, verfolgen Verdächtige, befragen Opfer. Melitta treibt die Suche immer wieder mit blitzgescheiten Ideen, Anton mit Mut und viel Fleiß voran. Je näher sie den Tätern kommen, umso gefährlicher wird die Situation für die Amateurdetektive.

 

 

Ein paar Grundmotive

 

Der Anspruch ist hoch. Die Autorin deutet am Ende selber auf eine gewisse Nähe zu Sherlock und Watson hin. Melitta arbeitet stark deduktiv und systematisch. Dennoch blitzen immer wieder neue, mutige Ideen auf. Anton ist der solide Partner, ohne den es nicht geht. Die Polizei gibt sich Mühe, kommt aber nicht voran. Die beiden Amateurdetektive sind ein sympathisches Paar, dass kongenial zusammenarbeitet. Wenngleich Anton ein wenig in Melitta verliebt erscheint, spielt dieses Thema, wie überhaupt Befindlichkeiten, keine Rolle.

 

Wo du hingehst ist ein Regionalkrimi. Im Mittelpunkt dieses Hörspiels stehen das Leben und die Nöte der Landwirte in der Region. Dies alles wirkt nicht platt, sondern ehrlich und mitfühlend. Die Befragung der betroffenen Landwirte ist ein tolles Panoptikum fränkischen Lebens.

 

In diesem Hörspiel geht es nicht um Mord und Todschlag, sondern um schwerkriminelle Alltagsdelikte. Dies soll wohl auch in den folgenden Episoden so sein. Dennoch gelingt es der Autorin eine spannende Geschichte zu erzählen, in der man als Hörer immer mal wieder überlegt: Wie kommen die beiden da wieder raus ?

 

Der Hörgenuss

 

Die Regie nutzt wirklich alle Register, um das Lauschen zu einem Hörfest zu machen. Die Vielfalt der tollen Stimmen ist beeindruckend. Den Sprechern von Melitta und Stern gelingt es, Charaktere erscheinen zu lassen, so vielfältig ist ihre Bandbreite an Ausdruck. Und natürlich die vielen fränkischen Bauern, die man bei der Befragung hört und man sich im Kopf ein Bild macht.

Die Regie nutzt die Geräuschkulisse, die die Autorin angelegt hat, weidlich. Man hört Mähdrescher, Hundegekläff, flüsterleise Handygespräche, Glocken und und und. Das liegt auch an den vielen, eher ungewöhnlichen Hörplätzen: Kloster, Schloss, Bauerhöfe, Autobahnrastplatz usw.

 

Die Szenen und Spielorte sind überschaubar. Der Hörer kann immer gut folgen, selbst wenn er/sie mal eine Hörpause einlegt. Mal geht es beschaulich zu, dann wieder wird es hektisch. Es bleibt spannend bis zum Schluss.

 

Wo Licht ist, ist auch Schatten

 

Die Handlung wirkt manchmal doch sehr konstruiert, da wünscht man sich für weitere Folgen, etwas mehr Logik und Wirklichkeitsnähe. Die Polizei schneidet schlecht ab. Wie in vielen Filmen wirkt sie etwas naiv, überfordert, überheblich und dumm. Das ist nicht stimmig, in dem sonst differenziert vorgehenden Stück.

Warum im öffentlich – rechtlichen Rundfunk neuerdings immer mehr oder weniger Kriminelle zur Lösung des Falles beitragen, erschließt sich mir nicht wirklich.

 

 

Dauer  45 Min.

 

Fazit

 

Trotz kleiner Schwächen kann man dieses Hörspiel uneingeschränkt empfehlen. Weit entfernt von hard-boiled Stories wird hier eine spannend inszenierte, im wahrsten Sinne des Wortes hörensweite Episode geboten. Ich freue mich auf weitere Folgen.

 

Wertung

 

90 %

 

 

Verfügbarkeit

 

In der ARD Audiothek oder im BR Hörspielpool

 

Wenn Erben sterben (Mord ist ihr Leben, Folge 1)

 


 

 

Die erfolgreiche Contendo Media GmbH stellt die erste Folge der neuen Reihe „Mord ist ihr Leben“ vor. Weitere Episoden sollen folgen. Die Episoden spielen in den 80-, 90-er Jahren in den noch wilden USA, die Protagonisten sind die Thriller-Autorin Carmen Portland und ihre Assistentin Sophia Grant.

 

Der Inhalt

 

Die hochschwangere Millionenerbin Ashley Feinberg überlebt nur dank der Aufmerksamkeit ihrer Freundin Sophia eine Bombe, die ihren SUV in die Luft sprengt. Sophia ist die Assistentin der berühmten älteren Krimi-Autorin Carmen Portland, die sich schnell helfend einschaltet. Auch die Polizei ermittelt. Dennoch kommt es kurze Zeit später zu einem zweiten Attentat, bei dem Ashley leicht verletzt wird. Wer steckt hinter diesen Mordanschlägen? Ist es der Ehemann, der vom Tod seiner Frau profitieren würde? Ist das nicht etwas einfach? Die Polizei begibt sich auf Spurensuche und wird dabei immer wieder unterstützt oder behindert (wie es die Polizei empfindet) von der Krimi-Autoren. Am Ende gelingt es ihr aber, durch gute Beobachtung, kluge Deduktion und viel Nachdenken im Stile der großen Detektive Poirot oder Miss Marple, den Fall zu klären. Zuvor dürfen wir aber an einigen spannenden Situationen teilhaben.

 

Die Inszenierung

 

Das Hörspiel ist aufwändig produziert. Eigens komponierte Musik begleitet die Story mal lauter, mal nur im Hintergrund, aber immer sehr passend. Toll, dass eine Produktion mal wieder den Mut hat, auch längere Musikpausen einzufügen, die die Möglichkeit des Nachdenkens bieten und ein wenig wie ein Cliff-Hanger wirken. Auch die Geräuschkulisse ist vielfältig, aber nicht aufdringlich. Es lohnt also, die Ohren zu spitzen.

 

Die Handlung verteilt sich auf unterschiedliche Spielorte, man kann ihr gut folgen. Auto-Explosion, Geburt eines Babys im Auto während der Fahrt, Analyse des Testaments und Ehevertrages: Spannende Szenen wechseln sich mit ruhigen Dialogen ab. Das Ganze ist durchsetzt mit viel Frotzeleien und nettem Humor.

 

Im Krimi spielen Paare die Hauptrolle. Der Polizist stichelt gegen die Amateurdetektivin. Die ältere Autorin hadert mit ihrer jungen Assistentin. Diese tut sich schwer das Verhalten ihrer schwerreichen Freundin immer nachzuvollziehen. Und das Ehepaar: Kann der sympathische Ehegatte wirklich der Mörder sein?

 

Die Sprecher sind gut zu unterscheiden und es bringt Spaß ihnen zuzuhören. Die Rollen sind glaubwürdig und passend besetzt. Dies ist erfahrenen Sprechern und Sprecherinnen zu verdanken. Mir persönlich ist lediglich die Stimme von Ashley zu mädchenhaft besetzt.

 

Contendo hat den Mut, sich 75 Minuten Zeit zu lassen und sprengt damit eindeutig den klassischen Rahmen.

 

Der Seriengedanke

 

Contendo legt hier eine Serie vor, die sich bewusst an älteren Vorbildern orientiert. „Mord ist ihr Hobby“ ist der Titel einer Fernsehserie der 80-er und 90-er Jahre, die sich Miss Marple zum Vorbild nimmt. Wie in allen Cosy-Krimis gibt es sympathische Figuren und ein vertrautes, ruhig nostalgisches Umfeld. Das wird gewürzt mit deutlich mehr Spannung, ohne gleich hard-boiled zu sein. Dies ist auch schön an den Covern zu sehen, die alle etwas mysteriös wirken. Damit blinzelt man ein wenig in die Mystery-Szene.

Es findet sich so vieles Sympathisches, Spannendes, toll Gesprochenes, daß man Schwächen der Handlung gerne überhört.

 

Fazit

 

Wer Regionalkrimis liest oder z.B. Wilsberg im Fernsehen liebt, ist auf jeden Fall richtig. Nicht Spannung ohne Ende, nicht sprachlich ergötzend, aber gut gemachte Unterhaltung für einen ruhigen Abend, den jeder mal braucht. Man freut sich auf die nächsten Folgen.

 

 

Verfügbarkeit

 

https://www.amazon.de/Wenn-Erben-sterben-Mord-Leben/dp/B09GR5SSCJ/ref=sr_1_3?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=mord+ist+ihr+leben&qid=1632904160&sr=8-3

 

Veröffentlicht am:17.09.2021

 

Das Hörspiel wird in den gängigen Streaming-Diensten angeboten, Hörproben finden sich im Youtube-Auftritt von Contendo.


Samstag, 18. Dezember 2021

Der letzte Swipe - Ein hingewischter Text

 


llustration »Der letzte Swipe« | © ARD / Jürgen Freyy
 

Der letzte Swipe ist das dritte Hörspiel von Ben Alexander Safier in der Radio-Tatort Reihe, produziert von Radio Bremen und erstmalig gesendet im September 2021.

 

Inhalt

 


Die 20-jährige Maria verabredet sich mit Fynn, den sie auf einer Dating-App kennengelernt hat. Nach einem netten Abend verabschiedet sich Fynn, klingelt aber kurze Zeit später bei Maria, weil er den Zug verpasst hat und bittet sie darum, in der WG übernachten zu dürfen. Ihre beiden Mitbewohnerinnen sind nicht da und Maria stimmt nach einigem Zögern zu. Am nächsten Morgen wird Maria ermordet und zerstückelt von einer ihrer Mitbewohnerinnen aufgefunden. Da die Mitbewohnerin Julia glaubt, die Stimme aus der Dating-App wiederzuerkennen, entscheidet die Kommissarin Yelda, sich in der Dating-App als mögliches Opfer selbst auf die Suche zu machen. Es klappt und Yelda verabredet sich mit dem möglichen Täter. Obwohl verkabelt und gut überwacht, gelingt es dem Täter Yelda zu entführen! Dem Kommissar Jonathan gelingt es aber dank der Hilfe seines Bruders, der tief in der lokalen Mafia verwurzelt ist, die Identität des Täters genau zu ermitteln. Es kommt zu einem spannenden Showdown mit unerwartetem Ausgang.

 

Die Inszenierung

 

Man kann dem Hörspiel sehr gut folgen. In vielen kleinen abwechslungsreichen Szenen wird die Handlung vorangetrieben. Die Dialoge sind mal ruhig, mal zügig, immer bringt es Spaß zuzuhören. Wie auch in den anderen Hörspielen von Safier ist die Sprache gespickt mit jugendlich modischem Slang.  Trotz Hörerprotesten wird dem Engländer Johnathan nicht abgewöhnt, Englisch zu fluchen. Das muss man mögen, sonst wirkt es anbiedernd.

 

Yelda und Jonathan sind ein sympathisches Team, dass sich frotzelt, aber konzentriert seinen Job macht. Das Verhör der beiden Mitbewohnerinnen ist eine dramaturgische Glanzleistung. Und das Julia den Dater an der Stimme erkennt, ist auch eine passende Idee für ein Hörspiel. Schön ist, dass der Krimi durchaus Selbstironie hat. Eine nette Szene ist der Anruf von Johnathan beim Hammer Kollegen Latotzke. Er fragt nach, ob sie einen ähnlichen Fall schon gehabt haben und Latotzke wundert sich, dass Jonathan wirklich in ganz Deutschland herumtelefoniert, um nachzufragen.

Tatsächlich gibt es genügend Szenen im Hörspiel, die jeder Logik entbehren. So fährt Jonathan mit dem Fahrrad zur Arbeit, wird aber von seinem Bruder mit dem Auto abgefangen. Wo bleibt das Fahrrad? Auch das der Bruder des Kommissars eine lokale Mafia-Größe ist, ist sicher nicht für jedermann überzeugend. Aber einem ansonsten spannenden Krimi verzeiht man ja auch sonst Schwächen.

 

Alle Sprecher machen einen brilianten Job. Allen gelingt es den Figuren über den Text hinaus einen eigenen Charakter zu geben, das ist ja in den überwiegend kurzen Szenen nicht ganz einfach. Die Schwächen des Textes kann man den Sprechern nicht zuschreiben.

 

 

Alter Wein in neuen Schläuchen

 

Ein wenig erinnert das Hörspiel an einen Crime noir in neuem Gewand. Letztlich offenbart der Autor nämlich auch sehr konservative Positionen.

Die Grundstory, Mord als Folge einer Dating-App, ist eher aus der Klamottenkiste. Der Mafiosi-Bruder geht zum Kiosk, Waschsalon und zu einem Autohändler schon ist der Täter identifiziert! Wow. Und, ja natürlich wird man zum Mörder, wenn man eine kaputte Kindheit hatte. Yelda ist zwar eine Frau, verhält sich aber wie ein männlicher Lonesome-Cowboy.

Vielleicht sollten Redakteure der Tatort-Reihe mal nachdenken, warum 50 Jahre alte Kriminalhörspiele von Radio Bremen vor dem aktuellen Radio Tatort in der Meistgehört Position sind. Einer schwachen Story helfen gute Regie und Sprecher nur bedingt.

 

Fazit

 

Wer unter 25 Jahren ist, es spannend liebt und sich nicht an mangelnder Logik stört, wird Gefallen an dem Hörspiel finden. Ebenso konservative Hörer, die schon immer wussten, dass Dating-Apps des Teufels sind. Alle anderen Hörern würde ich lieber an andere Produktionen außerhalb der Tatort - Reihe verweisen, die es ,Gott sei Dank, immer noch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern gibt.

 

 

Links

 

Gute Information und eine Rezension finden sich wie immer in den Hörspieltipps

Sonstiges

 

 

 

Das Hörspiel steht in der ARD Audiothek zum Download bereit.

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