Sonntag, 28. April 2024

Mord im Wüstenexpress – Ein Lauschangriff der Gurkentruppe

 


 

Kai Magnus Sting beglückt den Hörer mal wieder mit 24 Kurzepisoden (je ca. 13 Minuten). Bisher hat Sting schon einige mehrteilige Adventsepisoden veröffentlicht. Daher vermutlich die Zahl, die ungewöhnlich ist und sich in Zeiten der Streaming-Dienste erstmal durchsetzen muss. Für Binge-Listening definitiv ungeeignet. Formal betrachtet ist diese Episodenfolge Teil 6 der Serie: „Tod unter Gurken“ jeweils mit den drei bekannten Gestalten.

 

Inhalt

 

Der Wüstenexpress befährt die Strecke selbstverständlich schon länger als sein berühmter Wettbewerber. Sein Interieur und Komfort sind noch eine Klasse besser. Kein Wunder das sich das Triumvirat Straten, Friedrichsberg und Dahl auf diesem Weg in die Wüste machen. Dort wartet ein Freund von Friedrichsberg, von Beruf Archäologe, darauf, ihnen eine sensationelle Entdeckung zu zeigen. Doch der Weg ist das Ziel. Die drei erwartet eine Unzahl von unerklärlichen Morden, eine bunte Truppe von Menschen aus allen Regionen. Werden sie je ankommen? Und wenn ja, lebend?

Der Hörer muss sich schon bis zum Schluss gedulden.

 

Das Format

 

Das Format ist für Sting nicht ungewöhnlich, wird sich aber in der Streaming-Welt schwertun. Diese Art Kürzest-Hörspiele können extrem erfolgreich sein (z.B. Schreckmümpfeli vom SRF), haben aber meist einen festen Sendeplatz. Die ARD hat sich für eine seltsame Zwischenlösung entschieden. Keine Präsentation im klassischen Rundfunk. Aber jeden Tag eine Episode in der Audiothek. In der Chartliste rangiert der Wüstenexpress jedenfalls weit vorne.

 

Die Präsentation

 

Im Wettbewerb um die Hörergunst geht es nicht nur um das Hören. Dem Team ist es gelungen, jede einzelne Episode mit einem eigenen Bildchen/Icon zu versehen. Immer wieder ein grüner Farbton mit jeweils deutlich erkennbaren Sprecher-Gesichtern und zaghafter Inhaltsandeutung. Der Betrachter und Sammler haben ihre Freude daran.

 

Das Hörspiel

 

Natürlich ist das Hörspiel ausgemachter Nonsens, der vor nichts und niemand Halt macht. Letztlich aber immer mit großer Sympathie und Wärme für die gespielten Rollen und Menschen. Im Sekundentakt überschlagen sich die absurden Ereignisse, der Hörer kann kaum den Wortspielereien und Gags folgen. Nicht alle Gags sind stubenrein. Ein Wahnsinnstempo. 40 Menschen aus aller Welt werden von vier Personen gespielt: Anette Frier, Kai Magnus Sting,Christoph Maria Herbst und Bastian Pastewka. Diese Stimmen, die vielseitige Musik und die passenden Geräuschkulissen (bis hin zum WC) sind Erste Sahne. Die unzählbaren Szenen werden gelegentlich unterbrochen, wenn sich auch noch die Regie hörbar einmischt. Die Episoden folgen der Reiseroute, der Hörer kann immer gut folgen. Der Autor erweist sich mit dieser Groteske wie immer als Kenner der Szene. Unüberhörbar sind die Verweise auf berühmte Detektive und nicht minder berühmte Szenen aus Büchern und Filmen. Nonsens ist per se antiautoritär, weil er alles und jedes in Frage stellt. Keine schlechte Erinnerung in Zeiten, wo jedes Wort, jeder Satz Grabenkämpfe auslösen kann.

 

Wertung 85 %

 

Dauer 24 Episoden je ca. 15 Min

 

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek, nicht downloadfähig

 

 


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