Sonntag, 11. Februar 2024

Die zwei Gesichter des Januars – Ein neuer Highsmith - Krimi

 

 

Buchcover

NDR und SRF kümmern sich liebevoll um das Erbe der längst verstorbenen Suspense-Autorin Patricia Highsmith und haben nun, Anfang 2024, wieder einen Highsmith bearbeitet. Nach den älteren Ripley – Stücken sind in den letzten Jahren eine Reihe von Einzelgeschichten aus den 1960-er Jahren bearbeitet worden. Die zwei Gesichter des Januars sind als Kurzgeschichte 1962 zuerst in London, 1966 dann auf Deutsch erschienen. 2014 erschien ein internationaler Spielfilm unter dem gleichnamigen Titel. Die Autorin hat hart an der Veröffentlichung arbeiten müssen. Mehrmals wurde das Manuskript abgelehnt.

 

 

Inhalt

 

Der reiche Spekulant Chester MacFarland hat nicht nur ein Problem. Seine Kunden wollen ihr Geld zurück und die Polizei ermittelt gegen seine Firma. Der Amerikaner flüchtet auf die Schnelle mit seiner attraktiven Frau Colette nach Griechenland. Doch Chester wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Ein griechischer Polizist taucht im Hotel auf und befragt ihn detailliert in seinem Hotelzimmer. Chester wird nervös und es kommt zu einem Handgemenge, bei dem der Polizist durch einen Sturz tödlich verletzt wird. Als Chester und Colette ihn beseitigen wollen, taucht im Flur ein junger Amerikaner auf und hilft ihnen. Rydal Keener hat die beiden schon ein paar Tage beobachtet, weil der Mann ihn an seinen Vater erinnert und die junge Frau anziehend ist. Da Keener zudem noch Griechisch spricht, lässt sich Chester von ihm helfen. Sie fliehen aus dem Hotel überstürzt nach Kreta. Keener kann einen falschen Pass besorgen und kennt sich aus. Doch das Glück dreht sich erneut.  Keener und Colette kommen sich näher und Chester beschließt den Mitwisser und Nebenbuhler bei einem Besuch des Palastes von Knossos zu töten.  Doch stattdessen tötet er versehentlich Colette. Nun fliehen Chester und Ryder. Sie sind beide durch eine hohe Abhängigkeit und abgrundtiefen Hass verbunden. Es beginnt eine Katz-und Mausspiel voller falschen Fährten und Wendungen, dass erst in den alten Pariser Markthallen zu einem unerwarteten Ende führt.

 

 

Das Hörspiel

 

Das zweiteilige Hörspiel ist ein Kammerspiel. Trotz einiger dramatischer Szenen werden Flucht und ständige Ortswechsel ruhig in gesetzten Worten und Tönen berichtet. Eine Erzählerin unterstützt den Hörer, sie wird durch leise Klaviertöne begleitet. Dies ermöglicht dem Hörer, sich auf die Dialoge und die anspruchsvolle Sprache der Highsmith zu konzentrieren. Dabei wird das Hörspiel unversehens auch zu einer nostalgischen Zeitreise in den Januar des Jahres 1960. Die wenigen Touristen wurden noch hofiert, falsche Pässe zu besorgen war kein Problem. Man lebte in den besten Häusern. Im Mittelpunkt des Hörspiels stehen aber die beiden Hauptpersonen. Durch äußeren Druck aneinandergebunden, begeben sie sich in gegenseitige Abhängigkeit. Ihre Entscheidungen sind nicht frei, beide sind wankelmütig. Sind sie eine Figur mit zwei Gesichter wie der Januar, der seinen Namen vom zweiköpfigen Gott Janus hat? Bei aller Psychologie bleibt es immer ein auch spannender Krimi.

Den Sprechern von Chester, Ryder und Colette gelingt es die Charaktere dem Hörer nahezubringen. Ihre Sprache ist deutlich gehoben, kein Alltagsslang. Es gibt kein wirkliches Griechenland-Feeling, die Griechen sprechen Deutsch mit kräftigem Akzent. Auf Dauer ist das nervig. Die entscheidende Schwäche des Hörspiels ist die literarische Vorlage. Es ist wohl kein Zufall, dass es mehrmals abgelehnt wurde. Es strotzt nur so von Unwahrscheinlichkeiten. Pässe und Auftragsmörder kann man problemlos am Kiosk besorgen. Die Polizei ist dauernd hilflos und Chester lässt sich immer wieder von Ryder entdecken, obwohl er eigentlich vor ihm flieht. Da muss der Hörer schön Freude an den Tiefgründigkeiten haben, um die zweieinhalb Stunden auszuhalten.

 

Fazit

 

Highsmith-Freunde werden ihren Genuss haben. Regie und Sprecher haben sich redlich bemüht, aber manchmal langt auch das nicht für eine gute Arbeit.

 

Wertung 70 %

 

Dauer ca. 150 Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Nase um Nase – Hamm schlägt wieder zu

  © ARD / Jürgen Frey     Der späte Winter ist immer dem Hammer Radio-Tartort gewidmet. Im Jahr 2024 bereits mit der 19. ...