Sonntag, 10. Dezember 2023

Mord und Wischmopp – Ein beneidenswert guter Regionalkrimi des WDR

 

Buchcover

 

Im WDR gab es immer mal wieder nette, regionale Cozy-Krimis. Im Sommer 2023 erfreut der WDR seine Stammkundschaft mit einer Bearbeitung des 2022 erschienenen Romans (384 S.) von Mirjam Munter. Dahinter verbirgt sich die vielseitige Autorin Mirjam Müntefering. Im Mittelpunkt dieser neuen Krimireihe steht die bodenständige Putzfrau Pamela Schlonski.

 

Inhalt

 

Pamela Schlonski erstarrt. Auf ihrer mittwöchentlichen Putzrunde im Hattinger Fotoclub findet sie den Vorsitzenden des Fotoclubs Linsenkunst, Herrn Neumann, gefesselt und ermordet im Aufnahmeraum vor: Eine absurde Szenerie. Der Raum ist mit reichlich Blitzlichtern für eine Aufnahme vorbereitet, es gibt keine Kamera, aber Blutspuren am Mund des Toten. Aber wer ermordet den begabten Fotografen und Vorsitzenden, fragt sich auch der aus dem Norden zugezogene Kommissar Lennard Vogt. Also Blick ins Umfeld. Und wer sieht mehr als eine aufmerksame Putzfrau. Jedenfalls nutzt Pamela immer wieder ihre Ortskenntnis und ihre Möglichkeiten, um sich aktiv in die Ermittlungen einzumischen. Sie nutzt aus, dass sie ein verräterisches Foto an sich genommen hat.  Die geschiedene Frau von Neumann hat seit Jahren keinen Kontakt zu ihm. Neumann hat den ehemaligen Vorsitzenden und Gründer des Vereins Markus Klappert rüde abserviert. Klapperts Alibi ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Aber bringt dieser solide, beliebte Mann jemanden um? Oder Gero Winter. Der verdient sich mit Fotos im Rotlicht-Milieu an der Steuer vorbei nach etwas dazu. Auch sein Alibi ist nicht stichhaltig.

Mit ihrem Team, der Mitbesitzerin Aysen und dem Kiosk-Besitzer Totti stürzt sich Pamela auf das verräterische Foto. Wird eine neue Spur einen Täter entlarven? Lennard Vogt und Pamela

 gehen ihre eigenen Wege, ohne sich gegenseitig im Weg zu stehen.

 

Das Hörspiel

 

Das Hörspiel ist konventionell inszeniert. Überwiegend ruhige Szenen mit lauschenswerten Dialogen, immer im sympathischen, gut verständlichen Ruhrpottslang. Die melodiöse Begleitung und die fein ausgewählte Geräuschkulisse führen unweigerlich zur Guten Laune.

Das Setting mit einer Putzfrau als Hobby-Ermittlerin ist eine geniale, ausbaufähige Idee. Wer im Schmutz fremder Leute wühlt, findet so einiges.  Sie wird dabei begleitet von ihrer Kollegin Ahsen, einer Krimiliebhaberin und dem Kiosk-Besitzer Totti. Der kundige Hörer ahnt, woher der Vorname Pamela stammt, wenn ihre Mutter Ewing heißt. Der norddeutsche Kommissar ist der sachliche systematische Ermittler, der weitestgehend allein bleibt. Das Hörspiel nimmt eindeutig die Perspektive von Pamela ein, die uns mit ihren inneren Monologen durch die Handlung führt. Die Hörspielwelt führt uns die Vielfalt menschlichen Daseins vor: Die geschiedene Pamela, der vegane Kioskbesitzer, der alleinstehende Steuerbetrüger usw. Aus allen strahlt letztlich die rheinische Frohnatur. Pamela findet immer wieder überraschende Aspekte, neue Verdächtige und mischt mit. Der Hörer kann dem gut folgen und wird letztlich doch vom Plot überrascht. Allerdings soll sich der Hörer nicht vom ruhigen Ton einlullen lassen. Jede Person und jede Handlung erfüllt ihren Zweck. Man hört deutlich, dass Autorin und Regie das Krimi-Genre aus dem FF kennen. Da finden sich Hinweise an den Tatort Kommissar Thiel oder Barnaby. Als Sprecher wirken die Radiotatortkommissare Latotzke (Söhnke Möring, WDR) und Sandra Borgmann (Breuer, NDR) mit. Der Regie gelingen Szenen wie es eben nur ein Hörspiel kann: Pamela beschreibt ausführlich eine Fotografie, die sie tief beeindruckt und dem Hörer entsteht ein Bild davon vor seinen Augen. Emotionaler kann Radio nicht sein.

 

Fazit

 

Weit mehr als ein Cozy-Krimi. Gelungene Vorlage, Regie at it´s best, lauschige Sounds. Ein Regionalkrimi von dem man mehr hören möchte.

 

Wertung 90%

 

Dauer ca. 110 Min.

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek

 

 

 

 

 


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