Sonntag, 4. August 2024

Zu heiß gewaschen – Im Waschsalon für Geld

 

© ARD / Jürgen Frey

 

 

Passend zum EM-Spiel England – Türkei ist die 6. Episode mit der türkisch-stämmigen Yelda Üncan und dem englisch-stämmigen Jeremy Brooks erschienen. Radio Bremen betont immer sehr stark den lokalen Charakter, die Krimis spielen am Meer, an der Weser oder im typischer Hafenmilieu und sind eher „hart“. Die Kult-Hörer freuen sich über eine Rolle mit Jens Wawrczeck.

 

Inhalt

 

In der Weser wird eine Leiche geborgen. Sie befand sich in einer Stahlblechkiste. Sie sollte also gefunden werden, denn die enthaltene Luft hält die Kiste oben. Die Brutalität und die Methode sprechen für Clan-Kriminalität. Sonst gibt es keinerlei Hinweise. Also wird Jeremy Brooks gebeten, seinen Bruder Markus anzusprechen. Markus ist krimineller Drogenhändler, gibt aber der Polizei gelegentlich Hinweise. Und ist clever, denn er lebt immer noch. Doch diesmal ist auch Markus verschwunden. Doch dann erscheinen im Netz Videos von der Tötung. Nachforschungen über einen Hashtag führen zu einer Telegram-Gruppe und letztlich zu einer WG, in der der Tote gelebt hat. Die Mitbewohnerin vermisst auch den zweiten aus der Gruppe Chris. Hat das alles was mit Markus zu tun? Der tote Lukas hat offenbar versucht, dringend notwendiges Geld bei Markus zu erbetteln. Aber wieso muss Markus dringend extrem viel Geld aus dem Notfall-Fond überweisen? Die Situation bleibt unübersichtlich und wird immer gefährlicher.

 

Das Hörspiel

 

Das Hörspiel ist ausgesprochen spannend und zügig inszeniert. Immer wieder hochbrisante Polizeieinsätze und schwierige Situationen. Es geht um Leben und Tod in nur wenigen Stunden. Es ist nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten. Wer zu wem gehört. Die Szenen sind kurz und abwechslungsreich: Befragungen, Handytelefonate, Durchsuchungen, Drohneneinsatz, Dialoge voller Angst und Verzweiflung. Das volle Programm. Das Thema Geldwäsche wird hier von einer ganz anderen Seite beleuchtet: Netzaffine junge Leute waschen für wenig Kohle und riesige Gefahr Geld für die ganz großen Haie. Safier und Lüttmann erzählen dies ohne erhobenen Zeigefinger. Die Sprache ist sehr jugendaffin, was ja zur Zielgruppe passt. Bei allem Tempo nimmt sich die Regie Zeit, die verzweifelte Lage der lebensbedrohlich eingesperrten Markus und Chris im Dialog hörbar und spürbar zu machen.

Die entscheidenden Schwächen der vorhergehenden Episoden sind aber weiterhin vorhanden. Den Personen fehlt die Tiefe, ihr Charakter. Sie sind wenig glaubwürdig. Der clevere Drogenboss Markus, wird plötzlich von einem Kleinkriminellen entführt?! Wie auch wieder die Handlung, die über weite Strecken an den Haaren herbeigezogen ist. Die beiden Ermittler durchsuchen allein das Haus, in dem sie den Clan-Boss vermuten. Ein Kleinkrimineller wird als Befrager in eine Zelle eingeschleust. Na ja, getreu dem Motto „Alles was man sich ausdenken kann, kommt in Wirklichkeit auch vor“, kann man es durchgehen lassen. Aber als Hörer möchte man doch gerne der Spur folgen können.

 

 

Der Hintergrund

 

With a little help of KI lässt sich schnell erkennen, dass diese Form der Geldwäsche ein ernst zu nehmendes Problem ist und viele Jugendliche ins Unglück stürzt. Die Clans haben längst die jugendaffinen Medien zu nutzen gelernt. Tiktok oder selbst honorige Streaming-Dienste werden zur Geldwäsche genutzt. Es darf halt nicht zu heiß gewaschen werden.

 

Fazit

 

Radio Bremen sendet den einzigen Tatort, der sich in Form und Inhalt an junge Menschen richtet. Vielleicht findet er für diese Gruppe den richtigen Ton. Für alte weiße Männer ist es eher unterhaltsame Durchschnittsware und die abstruse Handlung ärgerlich.

 

 

Wertung 65 %

 

Dauer 52 Min.

 

Verfügbarkeit

 

In der Audiothek


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