Mittwoch, 5. Januar 2022

Der blonde Affe – Ein van de Wetering Krimi



Dem aktuellen Erfolg von Kriminalhörspielen in Radio und Podcast ist es zu verdanken, dass die Sender alte Produktionen wieder ausgraben und erneut vorstellen.

Der SWR stellt etwas lustlos seine zahlreichen Hörspiele aus den 80-Jahren um den Commissaris ins Netz. Autor ist der niederländisch-amerikanische Autor Jan Willem van de Wetering. Regie und Bearbeitung in allen Fällen: Peter Michel Ladiges.

Sie spielen zumeist in dem seinerzeit verruchten, aber bestaunten Amsterdam, in dem bereits Mitte der 70-Jahre Cannabis für den Eigenbedarf freigeben wurde.

 

Diese Krimireihe ist eher in sich gekehrt, auf die Innenwelt der Personen bezogen. Sie ist in gewisser Weise eine Reaktion auf die politischen und sozialen Krimis des Ehepaars Sjöwall/Wahlöö der vorhergehenden Dekade.

 

 

Der Inhalt

 

Die Assistenten Grijpsta und de Gier haben einen entspannten Nachmittag im Dienst vor sich. Draußen stürmt es und sie jammen mit Schlagzeug und Flöte, weil selbst die Diebe und Mörder nicht aus dem Haus gehen. Doch ein Anruf reisst sie aus den Träumen. Eine Frau ist beim Sturz von der Veranda tödlich verletzt worden. Lustlos machen sie sich auf den Weg, um den Unfall zu dokumentieren. Erst im Auto wird Ihnen bewusst, was diese Adresse bedeutet. Genau dort wurde vor einer Woche ein Hund vergiftet. Ihre Neugier erwacht und erste Zweifel über den Tathergang tauchen auf. Doch am Tatort stellen sie fest, dass die Tote Alkoholikerin war, allerdings am Abend des Todes nicht allein war. So beginnen systematische Ermittlung. Erster Verdächtiger ist „Der blonde Affe“, ihr blondgeschopfter, ehemaliger Geliebter, der als Lebemann vor allem sein eigenes Wohl im Auge hat. Der Hörer geht jetzt mit den Ermittlern durch eine Art Madame Tussaud Panoptikum der Verdächtigen. Alles Menschen mit besonderen Eigenschaften. Die alleinstehende Tochter, der verzweifelte und verschuldete Teilhaber ihres Möbelgeschäfts, der italienische Lieferant mit seinem zwielichten Sohn, die Mörder des Hundes. Auch zwei ältere Damen, die alles gesehen haben, dürfen nicht fehlen.

 

Unique Selling Points

 

Wie auch die anderen Episoden der Serie ist auch dieses Hörspiel durch einige hervorstechende Merkmale geprägt.

 

1.Die ruhige Erzählweise

Ein Erzähler führt durch die Handlung, immer in ruhigem, beiläufigen Ton, der sich auch bei den anderen Figuren wiederfindet. Der blonde Affe flieht kurz vor der Polizei, begrüsst sie aber ganz freundlich und nett in einem Café. Immer ganz easy und locker.

 

2. Die Musik

Diese Stimmung wird durch die begleitende jazzige Musik von Schlagzeug und Flöte   intensiviert. Sie durchzieht das ganze Hörspiel, mal lauter im Vordergrund, mal leise im Hintergrund.

 

3. Die Sprecher

Dem SWR ist es gelungen, das Beste an Sprechern aufzubieten, was es seinerzeit gab. Und das Team wurde für die ganze Reihe zusammengehalten. Christian Brückner ist hier nicht Teil des Teams, spricht aber die Hauptrolle.

4. Personen vor Handlung

Obwohl spannend und abwechslungsreich geht es mehr um die Figuren, ihre Seele, ihre Motive als um die Handlung. Gegen Ende des Hörspiels nimmt man eher gelassen zur Kenntnis, ob und wer die Möbelhändlerin getötet hat.

 

Misc.

 

Diese Episode verirrt sich allerdings etwas zu häufig. Eine wilde Schießerei auf dem Friedhof (!!) ergibt keinerlei Sinn. Die titelgebende Figur des „Blonden Affens“ wirkt nicht stimmig. Einzelgänger, aber erfolgreicher Verkäufer. Dicker Rolls-Royce aber immer klamm. Di

 

 

Fazit

 

Dieses Hörspiel ist, wie die ganze Serie, ein Muß  für den Liebhaber von Krimis im Radios.

Dramaturgie und Sprecher at it´s best. Die musikalische Begleitung ist legendär. Hoffentlich gräbt der SWR noch mehr alte Schätzchen.

 

 

Wertung 90 %

 

 

Verfügbarkeit

 

ab sofort in der ARD Mediathek

 

als Buch

 

https://www.amazon.de/dp/B09JCPD4Z7?binding=paperback&ref=dbs_dp_rwt_sb_pc_tukn

 

 

Links

 


https://hoerspiele.dra.de/vollinfo.php?dukey=1371551&vi=1&SID

 



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