Seit einiger Zeit bietet Hermann Media Audiobooks eine Hörspielreihe an, die laut Eigenwerbung „Spannung, Charme und eine gute Prise Humor“ bietet. Der Verlag veröffentlicht eine Reihe von Cosy Krimis und scheint damit recht erfolgreich zu sein: Mit Stil und Sexappeal, Lefevre und Murphy, Margaret Rutherford sowie demnächst Kommissar Tacheles.
In der Reihe „Die Alte und der Kommissar“ begeben sich die rüstige Rentnerin Adele Fuchs und der Kommissar a.D. Waldemar Hering auf Verbrecherjagd. Das Paar erinnert nicht zufällig an Miss Marple und Mister Stringer von Agatha Christie aus dem berühmten Paddington-Film. Exponat 712 ist die vierte von bisher 6 Episoden (Juni 2022). Autor ist der routinierte Vielschreiber Marcus Meisenberg, der hier seine Liebe zu Fantasy versteckt.
Inhalt
Adele Fuchs und Waldemar Hering gönnen sich einen Kulturtag und besuchen eine Ausstellung über moderne Kunst. Adele Fuchs erläutert dem offenbar wenig belesenen Kommissar die wichtigsten Kunstwerke und genießt es, sich einige wertvolle Werke endlich mal genauer anschauen zu können. Der Genuss wird jäh durch eine junge Frau gestört, die in Ohnmacht gefallen ist und um die man sich kümmern muss. Gott sei Dank nichts Ernstes. In dieser Phase betrachtet Adele das Exponat 712 genauer: Irgendetwas stimmt hier nicht. Die Aufhängung ist anders als bei den übrigen Bildern. Adele betrachtet alles eingehend und verkündet, dass es sich um einen simplen Kunstdruck handele. Die herbeigeholte Museumsdirektorin muss dies leider bestätigen. Wer stiehlt oder fälscht ein Gemälde, dass keinen hohen Marktwert besitzt und zudem noch unhandlich ist? Die eilends herbeigeholte Polizei ist ratlos. Trotz ausführlicher Befragung der Museumsbesucher und Auswertung der Überwachungskameras ergibt sich kein klares Bild der Tat.
Adele gibt nicht auf. Wie kann man ein so großes Bild verschwinden lassen? Hat der Ohnmachtsanfall die Besucher nur ablenken sollen? Vielleicht kann ein örtlicher Kunsthändler weiterhelfen. Adele spinnt den Faden immer weiter. Dabei hilft ihr der ständige Gedankenaustausch mit dem Sidekick Hering.
Das Hörspiel
Adele und Waldemar sind ein sympathisches Team. Adele ist klug, belesen und immer hellwach. Sie findet immer neue Spuren und Ermittlungsansätze und überführt letztlich die Täter. Waldemar ist Rentner, eher etwas langsam, dafür kontaktfreudig und zuverlässig. Die Sprecher füllen diese Rollen ohne Übertreibungen aus. Die chronologisch erzählte Handlung bleibt spannend, weil viele Ermittlungspfade in die Irre laufen, aber Adele nicht aufgibt und die Handlung vorantreibt. Bei der Spurensuche begegnen dem Hörer eine Reihe weiterer interessanter Charaktere mit eigenständigem Profil. Das Tempo des Hörspiels ist dem Alter der Hauptfiguren entsprechend eher ruhig. Musik und Geräusche untermalen die Spielszenen angemessen und hörenswert. Der Regie gelingt es, die unterschiedliche Atmosphäre im Museum oder beim Kunsthändler mit Champagner und Schnittchen einzufangen. Spannung und Charme sind getroffen. Der Humor ist weniger zum lauten Lachen als zum leichten Schmunzeln.
Manche Szenen und Ideen sind in Dauer und Inhalt etwas überzogen und zu langwierig präsentiert. Gelegentlich überkommt auch den Autor, sein Wissen über Kunst zu präsentieren. Das trägt nicht zur Handlung bei und nimmt ein wenig die Lust zu lauschen. Auch hätte eine Kürzung auf weniger als eine Stunde dem Hörspiel gutgetan.
Fazit
Das Hörspiel ist kein Kunstwerk, sondern solide Handwerksarbeit mit einem Touch Kunsthandwerk und einer eigenen Handschrift. Es ist nachvollziehbar, dass sich eine Fangemeinde für dieses sympathischen Team findet.
Wertung 70 %
Dauer 73 Minuten
Verfügbarkeit
Für preiswerte 5,49 € bei Hermann Media
https://www.hm-audiobooks.de/?cat=c13_Die-Alte-und-der-Kommissar-die-alte-und-der-kommissar.html
oder in den gängigen Streamingdiensten
Hörprobe
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