Montag, 1. Mai 2023

Der grüne Bogenschütze – Eine Wallace-Renaissance?

 


Der Vielschreiber Edgar Wallace zählte lange Zeit zu den Klassikern der populären Krimiautoren. Er schrieb bis zu seinem frühen Tod 1932 mehr als 175 Romane, mehrheitlich Thriller. Seine Vorlagen wurden in den 1960-er Jahren erfolgreich für das deutsche Fernsehen verfilmt und es entstanden reichlich Hörspielversionen. Seine etwas mystischen, eher schlichten Plots sind dann außer Mode geraten, scheinen aber wieder auf Interesse zu stoßen. Das ZDF zeigt im Frühjahr 2023 8 alte Verfilmungen in der Mediathek und Wallace wird auch gerne für Live-Krimi-Events genutzt. Ein Vorteil, wenn die Rechte an Titel und Figuren frei sind.

Es existieren gute 60 Hörspiele nach Stoffen von Edgar Wallace, alle von kommerziellen Anbietern. Manche davon eher für Jugendliche gedacht. Der grüne Bogenschütze ist im Original eines der umfangreichsten Werke von Wallace, gilt aber auch als eines seiner besten Bücher. Die von Saphir Tonart (ehemals Nocturna Audio) veröffentlichte Fassung ist die dritte Bearbeitung des Stoffes als Hörspiel und die 4. Episode in Saphir-Reihe.

 

Inhalt

 

Der Reporter Spike Holland ist immer auf der Suche nach attraktiven Themen, kein Wunder das er sich auf den Weg nach Garre Castle macht. Der amerikanische Millionär Abel Bellamy hat jüngst das Schloß gekauft, obwohl allen Einheimischen bekannt ist, dass ein grüner Bogenschütze dort sein gespenstisches Unwesen treibt. Um für ein Gespräch mit Bellamy gut vorbereitet zu sein, trifft sich Holland in einem Hotel mit möglichen Informanten: Dem Geschäftsmann und Wohltäter John Wood, dem Neuankömmling Howett mit seiner Tochter Valelrie sowie dem ehemaligen, inzwischen offensichtlich wohlhaben, Gefängniswärter Creager. Creager ist nicht gut auf Bellamy zu sprechen. Als Holland Creager am Abend noch einmal aufsucht, wird dieser mit einem grünen Pfeil erschossen! Der grüne Bogenschütze treibt also noch sein Unwesen. Bellamy schafft sich zwei Kampfhunde an, um sich zu schützen. Die junge Valerie Howett sucht Gare Castle heimlich auf. Sie verdächtigt Bellamy, ihre Mutter gefangen zu halten. Doch die Hunde fallen sie an, wird aber in letzter Minute vom grünen Bogenschützen gerettet. Wer ist Abel Bellamy wirklich, wieso umgibt er sich mit kriminellen Gestalten als Diener und Sekretär? Warum taucht der wohltätige John Wood immer wieder auf? Als der Bogenschütze immer gefährlicher wird, nimmt auch Scotland Yard Ermittlungen auf.

 

 

Das Hörspiel

 

Das Hörspiel ist sprachlich nahe an der deutschen Übersetzung von K.S. Döhring (Pseudonym: Ravi Ravendro), erstmals 1928 veröffentlicht und im Projekt Gutenberg rechtefrei zu lesen. Leicht modernisiert („Sie Vollpfosten“), clever gekürzt und zum Nutzen der Hörer von vielem Ballast befreit.

Die Story spielt in einer unbestimmten Zeit, jedenfalls fehlen erkennbar moderne Elemente wie Handys oder Computer, aber der Hörer wird sie nicht vermissen, weil dadurch diese leichte anheimelnde britischen Atmosphäre entsteht. Dies wird durch Vogelgeräusche und Hundegebell sowie einschmeichelnde Musik verstärkt. Ohne Erzähler folgt der Hörer den vielen Dialog-und Handlungshäppchen. Der Spotify-Lauscher ist dankbar für die Überschriften der einzelnen Tracks, um den Überblick zu erhalten. Das ist bei den vielen Figuren nicht immer ganz einfach.

Die Sprecher sind das eigentliche Plus dieses Hörspiels. Jede Stimme ist gut wiederzuerkennen, ausgesprochen vielseitig, aber immer typisch für die Rolle. Der schwierige Schloßherr knurrt und knautzt, der Journalist stets höflich und neugierig. Da hört man schon mal amerikanische Akzente oder Ganoven-Slang durch. Schon wegen der Sprecher lohnt es, in das Hörspiel hineinzulauschen.

Das Hörspiel ist nicht direkt spannend, aber es tauchen immer wieder neue Pfade auf, die verwirren und neugierig machen. Ein klein wenig gruselig und mystisch, aber alles gut erzählt. Ansonsten sollte man über die Handlung den Mantel des Schweigens decken.

 

 

 

Fazit

 

Tolle Sprecher und eine gute Produktion retten eine schwache Handlung. Wallace hat nicht das Zeug zu einem Klassiker. Aber allein wegen der Sprecher lohnt sich das Hören.  Sprecher können ja auch etwas Kultiges haben.

 

Wertung 80 %

 

Dauer ca. 63 Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

Bei Amazon/Audible

 

oder Spotify

 

Sonstiges

 

Die Personen und ihre Sprecher

 

Sir John Walford:                               Wolf Frass

Inspector James Featherstone:         Erik Schäffler

Spike Holland:                                    Matthias Wiebalck

Abel Bellamy:                                     Jörg von Liebenfelß

Valerie Howett:                                  Katharina Wackernagel

Mr. Howett:                                       Reiner Schöne

Mr. Creager:                                       Jan Reinartz

Coldharbour Smith:                            Dirk Hardegen

Julius Savini:                                       Marcus Off

Fay Savini:                                          Agnes Hilpert

John Wood:                                        Nicolas König

Elaine Held:                                        Sabine Wackernagel

Sergeant Jackson:                              Klaus Krückemeyer

Sergeant Myers:                                 Karsten Deutschmann

Kellner:                                               Patrick L. Schmitz

 

 

Interviewmit dem Produzenten Sven Schreivogel


 

Die Filme im ZDF 

 

Rezension des Romans auf der Krimi-Couch 

 

Rezensionder Hörplanet-Version

 

 

 

 

 

 

 

 

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