Montag, 5. Juni 2023

Return to sender – Teil 2 der SRF Miniserie

 

© ARD / Jürgen Frey

Es gibt in der ARD Audiothek nicht nur ausgegrabene Konserven. Im Mai 2023 veröffentlicht der Schweizer Rundfunk den zweiten Teil seiner Mini-Serie (Teil1: Mord im Outlog, Dez.2022) um die Ex-Kommissarin Laura Martini und das Schweizer Health Institut (SWI). Auch dieser Near-Future-Krimi spielt im Jahr 2056.

 

Inhalt

 

Die Schweiz 2056 kennt keine Morde, dafür sorgt das Swiss Health Institut SHI (gesprochen Schi). Wer sich einloggt, ist im Kosmos des SHI wohlbehütet. Bei unerwarteten Zwischenfällen können die implantierten „Engel“ für Hilfe sorgen. Das SHI schützt und überwacht die Menschen KI-gestützt, also gewissenhaft und gewissenlos. Nur in dem kleinen Bergdorf Freinau leben einige wenige Outlogger, die sich diesem System entziehe. Dort, auf den kühlen Berghöhen, betreibt die Ex-Kommissarin Laura eine Lodge.

Der investigative Journalist Albedo war ermordet aufgefunden worden. Damit bricht das Gebilde zusammen, dass es in der Schweiz keine Morde mehr gibt. Emil, die Stütze von Laura Martini findet in den unerwartet aufgetauchten „Albedo files“ Hinweise auf die Machenschaften des SHI und einen Toten. Der Sonderling Stöffi starb an Genickbruch, so Kevin vom SHI. Stöffi arbeitete im Tal bei den Loggern, betreute und verteilte die Unmengen von Klimamigranten. Stöffis Hobby war die Elvis-Imitation. Das ist kein Grund zum Töten. Laura und Emil geben sich mit der offiziellen Todesversion nicht zufrieden und ermitteln undercover unter den Loggern. Da gibt es das halbseidene Leben des Stöffi, seine eifersüchtige Ehefrau, einen gefährlichen Araber und dann auch noch die Machenschaften des SHI.

 

Das Hörspiel

 

Es ist nicht einfach, dem Hörspiel zu folgen, wenn der Hörer Mord im Outlog nicht kennt, auch wenn es eine eigenständige Handlung hat. Das einführende Intro ist sehr knapp geraten. Der Krimi-Plot ist gut und spannend, der Hörer kann den Überlegungen folgen und der Shut-Down in dieser Form unerwartet. Die Protagonisten Laura und Emil werden vertrauter, entwickeln sich aber nicht zu Charakteren, denen man in einer Serie folgen möchte.  Laura ist eigentlich immer außer Rage und tönt schon mal: Den bring ich um. Ihr Gegenspieler Luzi Kalberer ist der menschlich sympathische Ex-Chef von Laura, der oberste SHI-Chef. Das Ermittlungsumfeld ist eine Freude für den lauschenden Hörer: Die Lodge mit ihren vielen Tieren, die Sprachenvielfalt der Migranten, Büros, jede Menge High-Tech aber auch ein Bordell. Das Hörspiel bietet wieder ein Feuerwerk an Sound und Geräuschen. Hall, Echo, jede Menge Tiere. Der Klimawandel hat das Ausbreiten der lästigen Mücken gefördert. Dabei mindert die Geräusch-und Musikkulisse gelegentlich die Verständlichkeit.

Leider gibt es viele Ärgernisse, die den Hörgenuss schmälern. Der Hörer bleibt oft im Unklaren. Eine Verdächtige hat drei verschieden Namen. Da verliert man schon mal den Überblick. Der Begriff SHIPs taucht regelmäßig auf, wird aber erst in Minute 34 erklärt. Viele Sprachspiele verlieren sich in platten Banalitäten. BBB für Bennis Bunga Bunga hat Groschenromanniveau. “Nicht verzagen, Emil fragen“ oder „Wir sind prepared“ ebenso oder S(c)HI-tstorm.

Viel zu oft wird zu laut und zu betont gesprochen. Damit wird es für den Hörer schwierig zu erkennen, was ist wichtig, wo er genau hinhören muss. Das Bild des Jahres 2056 wird durchaus differenziert gemalt. Es gibt Überwachung, aber eben auch Schutz. Neben High-Tech gibt es auch noch Plattenspieler und Walkmen oder Wörter wie Nebenbuhler! Und es gibt Freiräume wie in Freinau. Zentrales Thema dieses Hörspiels ist der extreme Klimawandel und die damit einhergehende gewaltige Migration. Spätestens 2056 kann man diese Menschen nicht an den Absender zurücksenden, wie es Elvis mit seinem Liebesbrief erlebt. Dieses Thema geht aber unter, weil die Regie die überbordende Fantasie und Sprachlust des Autors nicht gebändigt hat, sondern immer noch einen draufsetzt. Auch was Logik angeht, sollte der Hörer nicht kleinlich sein.  Aber für Technik-und Soundfans ein Hörgenuss. Da mag sich eine kleine Fan-Gemeinde beim eher konventionellen Angebot des SRF entwickeln.

 

Fazit

 

Ansonsten: Hochgepokert und verloren. Die guten Ansätze und das inhaltliche Anliegen gehen in der Inszenierung unter. Es ist einfach anstrengend, dem Krimi zu folgen. Wie hat schon Robert Blanco gesungen: Ein bißchen Spass muss sein.

 

 

Wertung  60 %

 

Dauer ca.  Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek und SRF

 

 

 

 

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