Sonntag, 17. März 2024

Toxisches Karma - Ein Krimi über die Esoterik-Szene

 

Das Autorenehepaar Hübner/Nemetz gehört zu den erfolgreichsten Theaterautoren der Gegenwart. Einer Öffentlichkeit sind sie durch die Verfilmung von: „Frau Müller muss weg“ bekannt geworden. Allerdings haben die Beiden bereits 2019 ein erstes Kriminalhörspiel veröffentlicht. „Furor“ basierte auf dem gleichnamigen Theaterstück. Im Jan. 24 ist nun ihr neuestes Werk vom Deutschlandradio vorgestellt worden. Regie führt der Routinier Ulrich Lampen.

 

 

Inhalt

 

Tobias gerät in Panik. Seit Stunden wartet er auf seinen schwer asthmakranken Sohn Finn. Keiner geht ans Handy. Finn durfte heute bei seiner Mutter Annika und ihrem neuen Lebenspartner Mike sein. Am späten Abend dann der Anruf. Annika und Mike haben Finn zu einem Heiler gebracht. Während einer Kur soll den wahren Ursachen seiner Krankheit auf den Grund gegangen werden. Tobias ist skeptisch, aber um das gemeinsame Sorgerecht nicht zu gefährden, lässt er die Beiden gewähren, ohne zu wissen, wo sich Finn aufhält.  Ein Telefonat mit Finn bricht dieser nach kurzer Zeit ab, weil die Strahlen zu gefährlich seien. Annika klagt über die Gefahr von Big Pharma und schwört auf Klangschalen und Selbstheilung. Tobias recherchiert den „Kurort“ und reist hin. Dort kommt es beinahe zu einer handfesten Auseinandersetzung mit Mike. Der lässt ihn nicht zu Finn. Tobias schaltet die Polizei und das Jugendamt ein. Die wiegeln ab. Wird schon nichts Schlimmes sein. „Warten sie ab“. Doch die Horrorvorstellung wird Wahrheit. Mike und Annika setzen sich mit Finn nach Lateinamerika ab. Gegen jeden Rat begibt sich Tobias dorthin, um Finn zurückzuholen, denn am Ende wird ja alles gut. Nichts wird am gefährlichen, filmreifen Ende gut.

 

Das Hörspiel

 

Das Hörspiel braucht eine Weile, um Tempo aufzunehmen. Die ersten 30 Minuten sind Telefonate zwischen Tobias und Annika, seiner Mutter, Finn. Der Hörer hat Zeit, sich an die Hauptpersonen klanglich zu gewöhnen, bevor neue Figuren und neue Spielorte, die Handlung vorantreiben. Seine Mutter bietet Tobias Rat. Den braucht er, aber nicht von ihr. Sein Fußballkumpan Winfried ist da besser geeignet. Das brandaktuelle Thema Kindesentführung durch enge Verwandtschaft wird hier unterhaltsam, eigentlich filmreif, umgesetzt. Den Dialogen hört man an, dass die Autoren vom Theater kommen, aber immer auch einen Film vor Augen haben. Die Figuren wirken und sprechen lebensecht. Sie haben Schwächen und Macken. Das Behörden wenig hilfreich sind, wird nicht verschwiegen. Tempo und Spielorte garantieren fortgesetzte Spannung. Da gibt es esoterische Klangschalen, ein unheilvolles Video auf TV-Online und eine Kindesübergabe in der argentinischen Pampa. Auch wenn der Hörer von Beginn an auf Tobias Seite steht, behält das Hörspiel eher eine neutral erzählende Position bei. Den Autoren ist es offensichtlich ein Anliegen darzustellen, wie schwierig das Reden der Menschen untereinander ist. Wünschen und Wahrheiten auseinanderzuhalten. Das Hörspiel hat am Ende zwei dramatische Situationen. Die Spannende ist nicht gelungen und hoffnungslos überzogen. Zu viel Fernsehen. Die zweite Situation ist kurz und nüchtern, aber herzzerreißend.

 

 

Fazit

 

Den Autoren wird häufig vorgehalten, sie seien old-fashioned. Aber dies erklärt auch ihren Erfolg. Ein spannendes, unterhaltsames Hörspiel voller aktueller Bezüge mit brillanten Dialogen und viel Pep. Da muss nicht jede Hauptfigur tiefenpsychologisch charakterisiert werden.

 

Wertung 85 %

 

Dauer ca. 56 Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek

 

 

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