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© ARD / Jürgen Frey |
Trotz bestenfalls Durchschnittsware hält sich die Autorin Madeleine Giese tapfer als zweite Autorin der Krimis vom Saarländischen Rundfunk. Mein Schatz ist bereits ihr 8. Radio-Tatort mit dem Team Paquet, Gentner, Waller.
Inhalte
Ein Haus brennt ab und es gibt eine Tote: Die Frau des Hausbesitzers. Amelie Gentner macht ihren Chef darauf aufmerksam, dass in erstaunlich vielen Fällen der Ehemann dahintersteckt. Hat sie gerade auf einer Fortbildung in der Pfalz gelernt. Also Ursachenforschung. Das ganze Programm: Gab es Brandbeschleuniger, wie ist das Haus versichert, wer bekommt das Geld? Da braucht es das ganze Team. Doch Polizeianwärter Waller versemmelt wieder einiges. Informiert nicht, erledigt seine Aufgaben nicht. Ihm geht anderes durch den Kopf. Die junge Julia hat ihren Partner rausgeschmissen und wird nun von ihm unter Druck gesetzt. Ihr Bruder Nico hat Waller davon erzählt. Ein Zufallstreffen am Imbiß. Doch es bleibt nicht bei Druck. Der Partner hat sich einer Gruppe von aggressiven Incels („involuntary celibates", also unfreiwillig enthaltsam lebende Männer) angeschlossen, die Julia mobben und bedrohen. Waller erschüttert die Situation der Frau und er spricht mit Amelie darüber. Ohne offiziellen Polizeiauftrag stellen die beiden die Incels und den Ex-Partner zur Rede. Pacquet ist stinksauer, weil gegen die beiden Anzeige erstattet wird. Aber das ist nicht alles.
Das Hörspiel
Die Triggerwarnung vorab und die ersten Sätze sagen es schon sehr schnell: Es geht um Femizid. Dieses Thema hat Lars Werner 2021 in „Mönche“ bereits aufgegriffen. Hier also von einer weiblichen Stimme. Gewalt an Frauen durch ihre Partner ist bis heute nicht kleiner geworden und es kann hilfreich sein, es in einem populären Krimiformat aufzugreifen. Ob die Methode Holzhammer aber den Hörer anspricht, kann man bezweifeln. Die Autorin schildert zwei Todesfälle als möglichen Femizid. Sonst gibt es keinen Zusammenhang. Damit dies funktioniert, wird das Polizei-Team verschlumpft. Waller ist eine Dumpfbacke, der seine Arbeit vernachlässigt, aber moralisch auf dem richtigen Weg ist. Amelie Gentner ist der gehobene Zeigerfinger, der den Kompasszeiger vorgibt. Paquet, der alte, weiße Mann, der seinen Job ordentlich erledigt, aber eben noch von gestern ist. Die Bösen sind der Partner und die Incel´s. Der Hörer weiß nur nicht, wer von ihnen ein Täter ist. Damit könnte der Hörer gut leben. Allerdings geht die Autorin in die Tiefe und erörtert, wie genau der polizeiliche Tatbegriff lauten soll. Das Hörspiel ist gut inszeniert und glättet die Textvorlage elegant. Allerdings ist das Saarländische abhandengekommen. Es gibt einen Mini-Sprachkurs für Waller am Imbiß. Kein Kontakt zu Frankreich, kein savoir-vivre.
Fazit
Der Radio-Tatort-Fan lässt sich nicht beirren. Wer Spannung statt, Belehrung möchte, ist fehl am Platze.
Wertung 60 %
Dauer ca. 53 Min.
Verfügbarkeit
ARD-Audiothek