Sonntag, 30. März 2025

Karambolage – Ein Radiotatort auf dem Weg zum Jerry Cotton Niveau




Karambolage ist der vierte Tatortepisode um die Münchner Privatdetektivin Yanina Adler  und ihren Ex-Kollegen von der Kripo Ünal Tekin. 

Der Inhalt


Der Münchner Hofgarten, einer der schönste Plätze Münchens. Hier treffen sich Alt und Jung, Deutsch und Nicht-Deutsch in schönster Eintracht. Auch zum Sport wie z.B. zum Boule (bzw. Karambolage) fast auf professionellem Niveau. Bei jedem Wetter. Eben dort lernt Yanina den charmanten Asylrechtsanwalt Yves Dubois kennen. Doch bevor es zu einem Date kommt, wird Yves ermordet aufgefunden. Mit Yaninas Visitenkarte im Anzug. Denn er hatte sie kurz nach dem Kennenlernen gebeten, seine Mandantin Elly zu suchen. Da hat die stets klamme Yanina nicht gezögert. Und wieder haben Yanina und Ünal mit dem gleichen Fall zu tun. Yanina macht sich auf die Suche nach Elly und den Mörder von Yves. Tatsächlich eröffnet sich eine erste Spur. Yves Boule-Partner Hüssein stellt sich als ein politischer Asyl-Bewerber heraus, der Angst vor Abschiebung hat. Als dann noch Ellys Arbeitskollegin Charlie aus dem Nähkästchen plaudert, wird vieles, was Weiß war plötzlich tief schwarz. So rabenschwarz, dass Yanina und Ünal nicht nur einen Mörder suchen müssen, sondern auch noch das Leben von Elly und Hüssein schützen müssen.

 

 

Das Hörspiel

 

Wie gewohnt arbeiten Yünal und Yanina jeder auf seine Weise: Yanina öffnen sich alle Herzen und Münder, Yünal kommt immer zu spät und bleibt ein netter Sidekick. Auf einen Erzähler kann verzichtet werden, weil Yanina immer wieder in der Ich-Form kommentiert. Etwas Fortentwicklung der Figuren hätte gutgetan. Das Multi-Kulti-Ensemble und die attraktiven Spielorte sind ein gelungenes Umfeld. Begleitet von einer beeindruckenden Geräuschkulisse. Wo hört man schon mal Pferdegetrappel im Park? Von einem netten Beginn entwickelt sich die Story bei zunehmendem Tempo immer spannender und überraschender. Leider häufig gebremst durch lange Boule-Erklärungen. Es ist auch zuviel des Guten. Rund um das Thema Asylanten-Anwalt überlädt der Autor das Hörspiel mit wenig glaubhaften Szenen. Zumeist merkt der Hörer schnell wer der Gute und wer der Böse ist. Auch dieser Autor kann es nicht vermeiden, überflüssige Lebensweisheiten in seinen Text zu schmuggeln. Unglücklicherweise hat sich dann noch die Regie entschieden, die Sprecher allesamt mit einem Sprachduktus zu versehen, der im Jugendslang stimmen mag, aber den sonst niemand spricht. Ungewohnte Betonungen und Pausen, seltsame Sprachmelodien und muttersprachlicher Einschlag. Ein Highlight ist wie immer die musikalische Begleitung von Frank Nägele. Hier mischen sich französische und türkischen Sounds zu lauschenswerten Preziosen. Chapeau!

 

 

Fazit

 

Wer keine zu hohen Ansprüche hat, wird gut und spannend unterhalten. Die Musik ist erste Sahne. Allerdings kann es der BR auch deutlich besser.

 

Wertung 65 %

 

 

Dauer ca. 55 Minuten

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek

Sonntag, 23. März 2025

Eine Fundgrube für Krimiliebhaber – Der SRF Krimipodcast





Neben den ARD-Anstalten gibt es noch eine ergiebige Quelle für Freunde neuer und alter Krimihörspiele. Jeden Donnerstag stellt der Krimipodcast alte und neue Krimis zum Hören und Downloaden bereit.

Die Hosts


Die Regisseurin Susanne Jansson und der Autor Wolfgang Höll stellen jeden Donnerstag ein Hörspiel vor und kommentieren es einleitend, gelegentlich auch noch im Anschluß. Bei Bedarf verweisen Links auf weiterführende Informationen. Anders als bei Pastewka sind ihre Anmerkungen eher auf den Plot und den Inhalt gerichtet. Die Hörspiel werden auch nicht gekürzt.



Die Auswahl

 

Nur in wenigen Fällen sind es Hörspiele in Schweizer Mundart, die man mit etwas Gewöhnung aber auch versteht. Überwiegend sind es ältere Hörspiele aus eigener Produktion, aber immer auf einem hohen Niveau. Gerne auch von französischen Autoren. Aber auch die neuen Eigenproduktionen können locker gegenüber der großen ARD mithalten. Seit 2019 produziert der Sender jährlich auch für die Radio-Tatort-Reihe. Diese Hörspiele sind experimenteller und mutiger als die deutsche Ware. Hinzu kommen noch Mini-Reihen wie die „Verflucht-Reihe“ von Lukas Holliger um den Basler Privatdetektiv Heiner Glut oder die eher konventionell inszenierten Krimis um den Rabbi Klein von Alfred Bodenheimer.

 

Die Serien

 

Einzigartig ist die Liebe der Schweizer zu lang durchhaltenden Serien. Unangefochten stehen dabei die grotesk-komischen Miniepisoden unter Titel „Schreckmümpfeli“. Seit dem 05.11.1975 begleiten diese 6-12-minütigen Kurzkrimis mit schwarzem Humor die Hörergemeinde am Montag abend um 23.00 Uhr ins Bett. Markenzeichen sind die Musik, hochrenommierte Autoren und erstklassige Sprecher.

An zweiter Stelle folgt Philipp Maloney. Ursprünglich als Parodie auf Philipp Marlowe gedachte Reihe von Roger Graf brachte es auf 404 Episoden und wurde 2022 nur beendet, weil der legendäre Sprecher Michael Schacht verstarb. Auch diese Reihe hatte ihren festen Sendeplatz. 

Dem Schweizer Autor Hans-Jörg Schneider sind immerhin 6 mehrteilige „Hunkeler“-Krimis zu verdanken. Hunkeler ermittelt im Drei-Länder-Eck auf eigensinnige Weise mit viel Zuhören und Zuschauen.

 

Kommunikation

 

Anders als in den ARD-Anstalten gibt es einen engen Kontakt zu den Zuhörern. Jeder kann den Hosts mailen und in Austausch treten. Häufig werden Hörerwünsche und – anregungen berücksichtigt. Selbstredend gibt es den Podcast auf den gängigen Streaming-Diensten. Sofern keine Rechte dagegensprechen stehen die Krimis zum Download zur Verfügung.

 

Fazit

 

Dieser Krimipodcast ist für Liebhaber unverzichtbar. 

 

Wertung 95 %

 

 

Dauer sehr unterschiedlich

 

 

Verfügbarkeit

 

https://www.srf.ch/audio/krimi

Sonntag, 16. März 2025

Das Beryll – Diadem – Eine aktuelle Fassung von Hermann Media

 



Sherlock Holmes bleibt aktuell. Neben den vielen Varianten, die den Namen nutzen, aber sonst „erfundene“ Geschichten veröffentlichen, gibt es immer noch eine treue Hörerschaft für den sogenannten „Kanon“, also den Geschichten, die von Doyle tatsächlich veröffentlicht wurden. Gestaltungsspielraum für Hörspiele gibt es reichlich. Unterschiedliche Übersetzer, zeitgemäße Übersetzungen und vieles mehr.



Die Erzählung 


Das Hörspiel beruht auf der kurzen Erzählung „Die Beryll-Krone“ (The Beryl Coronet) . Sie erschien erstmals im Mai 1892 im Strand Magazine. Im Oktober desselben Jahres wurde der Fall in „Die Abenteuer des Sherlock Holmes“ veröffentlicht. 

In diesem Fall kommen für Doyle ungewöhnlich viele Verdächtige vor und er verkleidet sich mal wieder. Der moralische Zeigerfinder ist größer als üblich. 

Seit 1963 sind allein 8 deutsch-sprachige Hörspiele nach dieser Vorlage veröffentlicht worden. Die Titel schwanken je nach Übersetzer, Autor oder Vorlage. Die Laufzeiten schwanken zwischen 30 Minuten und fast 80 Minuten. Gelegentlich wird nicht nur an Details der Inszenierung gedacht, sondern auch etwas neu erfunden. Nach längerer Pause begann Holysoft 2022 mit Sherlock Holmes Legends eine Neuauflage des Kanons. 2023 erschien „Das Beryll-Diadem“ wie immer bearbeitet von Erik Zerm, der auf editorische Sorgfalt achtet. Anfang 2024 hat nun Hermann Media seine Interpretation des Stoffes in der Kanon-Reihe Sherlock Holmes Classics veröffentlicht.

 

Inhalt

 

Holmes und Watson erhalten Besuch von dem hochgeachteten, noblen Bankier Alexander Holden. Holder hat eine Kreditanfrage von einer höchst geachteten Person erhalten: Er brauche unverzüglich 50.000 Pfund. Nach kurzem Zögern willigt Holder ein und erhält als Sicherheit das berühmte Beryll-Diadem, das weit mehr ist. Weil er Angst hat vor Banküberfällen nimmt er das Diadem mit nach Haus und verschließt es in seinem massiven Schreibtisch. Beim Abendessen kann er sich nicht zurückhalten und erzählt seinem Sohn und seiner Ziehtochter von diesem Vorgang.

In der Nacht wird er von einem Fensterladen geweckt und geht in sein Zimmer. Dort steht sein Sohn und hat das Beryll-Diadem in der Hand. Allerdings fehlen drei Steine und sein Sohn Artur weigert sich Auskunft zu geben. Die schnell gerufene Polizei findet die Steine nicht, daher der Auftrag an Holmes. Der stellt vor Ort genaue Untersuchungen an, macht verkleidet einen nächtlichen Ausflug und löst den Fall zu aller Zufriedenheit.

 

Das Hörspiel

 

Mit gut 50 Minuten Spielzeit gehört es zu den längeren Versionen. Wie meist ist es ruhig, wenig mit Geräuschen und Musik unterlegt. Der Doyle-Purist wird die Nase rümpfen, weil der Autor Eingriffe in die Handlung macht. Aber dies tut der Dramaturgie eindeutig gut und ist immer überzeugend. Dafür übernimmt der Autor in vielen Fällen den Wortlaut von Doyle fast wörtlich. Holmes selbst wird sehr realistisch und lebensnah gesprochen. Die Stimme von Marc Gössler ist überzeugend, aber sicher nicht kultig. 

 

Fazit

 

Diese Reihe zeigt, dass Sherlock Holmes immer noch hohen Unterhaltungswert hat, wenn der vorsichtig aktualisiert und gut inszeniert ist. 

 

Wertung 80 %

 

 

Dauer jeweils um die 50 Minuten

 

 

Verfügbarkeit

 

https://www.hm-audiobooks.de/holmes-watson-classics-13-das-beryll-diadem.html

 

oder den älteren Klassiker:

https://www.amazon.de/Das-Beryll-Diadem-Abenteuer-Sherlock-Holmes/dp/B074V5YJNV/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=2SNYPR1INBTWX&dib=eyJ2IjoiMSJ9.zPHDLIEuFEP9FEoC2yr8Yrt4E739aqjuv0h2VXEZFkOkDM-wO3fHh18iN0AQ2hvbE8zZz6uxsDqJiIDC8lry360B42PFin5qD0U-v-VQXrChFwGge-9icc_IYhVgF5EOsErv3xmn559xRe3S7IPEj3TYuoGWwBjDRAFNVUeRzs3Ku9NuyUDjZpdOyL_ohpHd6GG5Hf6YXp4tzXEjqpKu2fA_BhPxU-dRiNyJj5BF5Ak.CWSjGrzNi7d5WvPOxsvLZ8KNkzFu9ItnV2_ZuzUe504&dib_tag=se&keywords=hörspiel+das+beryll+diadem&qid=1739205642&sprefix=hörspiel+das+beryll+diadem%2Caps%2C90&sr=8-1

 

 

Who & What – Ein Cozy Krimi von Audio Quants




Seit Ende 2024 ist Audio Quants mit einer neuen Serie am Markt. Im Mittelpunkt stehen die ehrgeizige Nachwuchsjournalistin Millie Watson (What) und die furchtlose amerikanische Entfesselungskünstlerin Eliza Houdini (Who). Ihre Namen erinnern nicht zufällig an Sherlocks Assistenten und den großen Zauberkünstler. Die beiden ermitteln in London um 1900.

Audioquants hat mit den 12 Folgen der BND-Serie einen beachtlichen Start in die Hörspielszene gestartet und wird demnächst eine dritte Staffel veröffentlichen.



Das Seriensetting


London um 1900, mit 6,5 Mio. Einwohnern die grösste Stadt der Welt. Hier leben die High-Society und reichlich Arme. Hin und her gerissen zwischen den Segnungen des Fortschritts und der Tradition. Hier lebt auch die Nichte von Dr. Watson, die nach dem Studium ihren ersten Job als Journalisten antritt. Bei ihrem ersten Abenteuer lernt sie Millie Houdini kennen und schätzen. Gemeinsam lösen sie Aufgaben, die ihnen ein mysteriöser Mr. Biggs aufträgt. Also jugend-affines weibliches Detektiv-Paar eine gelungende Neuigkeit. Der schusselige Inspektor Littlechild ist keine Hilfe, aber die Penny Puffins, eine Jugendbande, die gelegentlich ihre Dienste anbietet. Und es gibt den mysteriösen Auftraggeber Mr. Biggs.

 

 

Episode 5 Schütze den König

 

Im königlichen Gestüt ist eine mysteriöse Krankheit ausgebrochen. Und das wenige Tage vor der großen königlichen Parade. Zu Pferde durch das Zentrum Londons. Biggs beauftragt die Lady-Detektive zu Undercover-Ermittlungen. Alles muss höchst vertraulich sein. Millie gibt sich als argentinische Pferdeexpertin aus und erhält Zutritt zu den Boxen. Und staunt: Nur wenige Pferde sind betroffen, der Zutritt zu den Stallungen ist durch einen einfachen Bartschlüssel möglich. So kann sich der entlassene Gestüts-Verantwortliche unbemerkt reinschleichen. Er wollte die erkrankten Pferde mit seiner speziellen Salbe heilen, dem zuständigen Veterinär traut er nicht. Millie auch nicht. Und dann findet sich noch das Taschentuch einer königlichen Hoheit in einer Box. Reichlich Verdächtige, aber keine Beweise. Sprichwörtlich in letzter Minute können die beiden ein Attentat auf den König verhindern.

 

Erster Eindruck

 

Wie in allen Episoden wird hier ruhig, mit viel Zeit für die Dialoge und Atmosphäre erzählt. Der Text und Sprache sind eher modern und ein attraktiver Gegensatz zum Nostalgischen. Die beiden Damen spielen sich geschickt die Bälle zu. Der Hörer lauscht den unterschiedlichen Fährten und staunt doch über das unerwartete und dramatische Ende. Der Hörer erfährt immer auch etwas Zeittypisches (das erste Telefon) oder Sozialkritisches. Also unterhaltend und lehrreich. Die Ideen für die Fälle überzeugen durchweg. Zielgruppe sind nicht Kinder und Jugendliche, aber Fans von New Adult wird es mit etwas Grauen und Frauenpower gefallen. Die Sprecher leisten gute Arbeit. Der argentinische Zungenschlag in Episode 5 klingt allerdings überzogen. Die Stimme von Jenny Löffler als Eliza muss man mögen, für alle Anderen ist sie grauenhaft. Extra-Klasse ist die musikalische Begleitung, die sich ganz in den Dienst der Handlung stellt. Wie in einem Spielfilm nimmt sie Stimmung auf, steigert sie oder begleitet lediglich den Übergang. Wunderbar anzuhören, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Ob ein französischer Musette-Walzer die passende Titelmusik für Good Old England ist, ist zu bezweifeln. Die insgesamt ausgesprochen gut inszenierten Hörspiele erinnern in der Machart an die BND-Serie desselben Anbieters.

 

 

KI im Hörspiel

 

Es war ja nur eine Frage der Zeit. Der attraktive Teaser ist unstrittig mit KI erstellt worden, bei Musik gibt es eine mitgeteilte Anleihe. Alles andere erscheint ist handgemacht. Tatsächlich gibt es inzwischen in einer Sherlock Holmes Reihe Stimmen, die „mit technischer Hilfe“ von längt Verstorbenen erzeugt wurden. 

 

Fazit

 

Diese leichte, gut verdauliche Reihe hat noch weitere Folgen und weitere Zuhörer verdient. 

 

Wertung 85 %

 

 

Dauer um die 50 Minuten

 

 

Verfügbarkeit

 

https://www.amazon.de/Schütze-den-König-Houdini-ermitteln/dp/B0DQYKTWYH/ref=pd_rhf_dp_s_pd_crcd_d_sccl_1_5/262-4674888-0262458?pd_rd_w=W0sd3&content-id=amzn1.sym.d36cdb68-efc9-4a4e-bcda-d349636a649b&pf_rd_p=d36cdb68-efc9-4a4e-bcda-d349636a649b&pf_rd_r=AXC8DXNSSAWX3K1H5KG6&pd_rd_wg=8wIbG&pd_rd_r=c0b9a716-bb83-4396-96b8-63e6a4887c7d&pd_rd_i=B0DQYKTWYH&isALC=true

 

 

Samstag, 1. März 2025

Geisterstadt – Ein neuer Dreiteiler von Friedrich Ani

                                                    Von Amrei-Marie - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0




Friedrich Ani ist mit seinen Krimis sicherlich der renommierteste deutsch-sprachige Autor. Glücklicherweise hat er immer wieder auch Originalhörspiele fürs Radio geschrieben. Überwiegend mit den gleichen Protagonisten wie in seinen Büchern:  Tabor Süden, Jakob Franck und zuletzt Fariza Nasri, die wie der Autor einen syrischen Hintergrund hat. Mit der Anfang 2025 erschienenen „Geisterstadt“ legt Ani einen Ermittler-Krimi und wieder auch eine Liebeserklärung an München und seine Bewohner vor.

Der Inhalt


Bernd Werneck betreibt seit Jahrzehnten einen Autor-Scooter auf der Auer-Dult in München. Einem Jahrmarkt für Münchner. Nur mit seiner Frau Stefanie und dem Gehilfen Jens Gallo. Gelegentlich hilft auch der Sohn Lukas aus. Doch die Zeiten werden schwerer: Die Kunden immer weniger und die Gebühren immer mehr. Werneck fängt das Saufen an. Und wird eines Nachts erschlagen auf der Festwiese aufgefunden. Jakob Franck, der Rentner und Ex-Kommissar überbringt die Nachricht der Ehefrau und hört sich anschließend auf der Auer-Dult um. Lauscht den Gesprächen beim Dosenwerfen, staunt über die Umsätze des Standes mit Geschirr. Fariza Nasri und ihr Team ermitteln systematisch: War es ein Unfall? Oder gar Mord? Nachforschungen und Befragungen ergeben viele Informationen, die alle nicht weiterhelfen. Die Ständler halten zusammen und schwärzen niemand an. Hier geht es auch um Existenzen und ehrwürdige Familienbetrieb. Am dritten Tag der Ermittlungen, dann doch ein schwaches Lichtlein, das einen Blick in das Dunkel der Aurer-Dult erlaubt.

 

 

Das Hörspiel

 

Das Hörspiel gibt drei Tage mühsamer Ermittlungsarbeit mit allen polizeilichen Verfahren wieder. Immer wieder Befragungen der gleichen Personen. Nasri kommentiert gelegentlich in der Ich-Form. Franck, der Überbringer schlechter Nachrichten, schlendert derweil über die Auer-Dult, schaut genau hin und hört genau zu. Eine wunderschöne Szenerie und ein Hörvergnügen. Man sollte den bayerischen Zungenschlag allerdings mögen. Jenseits der Fakten ergibt sich ein Bild dieser vorgegaukelten Jahrmarktswelt mit ihren Schicksalen, Sorgen und schrägen Typen. Der Autor Ani öffnet den Vorhang und blickt dahinter. Häufig auch mit Altersweisheiten. Es geht also weniger um Spannung, sondern um Menschen. Beeindruckend inszeniert und gesprochen. Jeder Teil schildert einen Tag, mit einer knappen, hilfreichen Einführung. Das Team überzeugt, weil jeder seinen eigenen Weg geht und seinen Teil zur Ermittlung beiträgt. Nasri ist der ruhende Pol. Leider gleitet Ani an vielen Stellen ins Klischee ab, indem er mit allseits bekannten Vorurteilen spielt. Nach dem Motto: Ihr da oben, wir da unten. Der geübte Krimihörer wird bei den Befragungen seine Zweifel haben, ob sie so stattgefunden haben. Aber letztlich ist der Krimi auch ein Hörspiel über Familiendramen, über die Kunst des Hörens und Redens und gegenseitigen Respekt sowie einem ganz weiten Begriff von Multikulti.

 

 

Fazit

 

Ein typischer Ani mit sorgfältig formulierten Texten und Dialogen, lauschenswerten Charakteren und ganz viel Klugheit. So wünscht man sich anspruchsvolle Spannung.

 

Wertung 90 %

 

 

Dauer drei Teile mit insges. ca 154 Min

 

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek

 

Mallorca, Mord und Margerita – Ein kriminelle Loreley-Sage

Loreley Die preisgekrönte österreichische Autorin Magda Woitzuck ist keine Vielschreiberin, aber eine vielseitige Schreiberin. In der ARD Hö...