Der Europa Hörspielverlag ist mit der ehemaligen Inhaberin und Regisseurin Heikedine Körting ein Urgestein der Hörspielszene. Kein Hörspielkind kam an den ??? oder TKKG vorbei. Bis heute sind Kinder und Jugendliche die Hauptzielgruppe. Verständlich, dass die Idee entstanden ist mit dem Label Europa next ein Angebot für Erwachsene zu etablieren. „Hochwertig produzierte Inhalte, die für alle, die über 16 sind und diejenigen, die den Nervenkitzel brauchen“. Unter weitgehend eigenständiger Regie gehört Europa heute zum Sony Konzern. Autorinnen sind die Mika Grimm und Liv Kolmar, eher bekannt für Kindergeschichten.
Das Setting
Der Europol-Kommissar Leif Hartmann wurde vom Dienst suspendiert und begibt sich nach Ginstow auf Rügen, seine Heimat. Kaum angekommen mischt er sich in einen Mordfall ein. Und ermittelt mal gegeneinander mal miteinandermit der frisch gebackenen Privatdetektivin Marietti Ilm. Jeder auf seine Weise. Leif ist mit einem hyperauditiven Gedächtnis gesegnet, Marietti kennt die Menschen und die Orte. Auf der menschlichen Seite verbindet sie etwas, aber es gibt auf viel Trennendes. Die gute Seele in der Reihe ist Maule, der alleinlebende Onkel von Leif. Das Leif Probleme mit seiner Suspendierung hat, ist nicht zu überhören. Er telefoniert permanent mit seiner Therapeutin Isidor. Isidor weiss so viel, dass der Hörer nicht erkennt, ob sie ein Mensch oder ein KI ist. Um diese 4 Protagonisten gibt es noch viele eigenwillige Dorfbewohner. Vieles, was der Hörer wissen möchte, wird für die späteren Episoden aufbewahrt.
Schlaflied für einen Katzenprinz
Ole Kröger, Führungskraft einer Im-und Exportfirma wird ermordet aufgefunden. Die Leiche wird dabei irgendwie schauderhaft inszeniert. Lief mischt sich sofort ein und gerät in Konflikt mit der örtlichen Polizei. Bald ermitteln Polizei, Leif und Marietti. Jeder auf seine Weise. Ole Kröger war offenbar in Schmuggelgeschäfte verwickelt. Offenbar hat er in Biel, Buchhalter des Unternehmens ein Bauernopfer gefunden. Oder einen Mörder, denn Biel ist untergetaucht. Oder gibt es einen Zusammenhang zu der Brandserie auf den Höfen. Dort wütet ein Feuerteufel. Aber nie sind Menschen oder Tiere zu Schaden gekommen. Welche Rolle spielt die Katzenfrau, die mit ihren vielen Tieren in der Nähe des Leichenfundorts einsam im Wald lebt. Erst spät verdichten sich Vermutungen zu einer bedrohlichen Wahrheit.
Das Hörspiel
Hier sind unüberhörbar Profis am Werk. Es passiert viel, die Handlung schreitet zügig voran und ist bis zum Schluss spannend. Viele Thrillerelemente. Es gibt einen Erzähler, reichlich Monologe der Hauptpersonen und lange Dialoge. Die Inselbewohner haben alle ihren eigenen Charakter, den die Sprecher hörbar machen, ohne plump zu klingen. Christoph Maria Herbst spricht, wie er immer spricht und lässt die Chancen, die ihm diese komplexe Figur bietet, liegen. Jürgen Wolters als Maule hätte ihm zeigen können, wie man das macht. Die Handlung ist immer wieder an den Haaren herbeigezogen und der Plot überzeugt nicht. Nicht alles was bei Kindern funktioniert, nimmt die Gruppe > 16 Jahre an. Die Zuschaltungen von Isidor als Deus ex machina können einem auf die Nerven gehen. Die sorgfältige zusammengestellte Musik ist ein absolutes Highlight. Extrem aufwändig produziert, hat sie die Aura von Filmmusik. Laut, leise, kurz, lang, gelegentlich zum Mitdenken animiert. Das alles nicht mit Elektronik, sondern handgemacht.
Fazit
In der Welt der Inselkrimis trotz mancher Mängel wegen der Produktionsqualität eher im oberen Bereich angesiedelt. Von Europa hätte man sich aber deutlich mehr erwartet.
Wertung 70 %
Dauer ca. 120 Min.
Verfügbarkeit
Bei Europa next mit einem Hörbeispiel oder in den gängigen Streaming-Dienstens
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