Sonntag, 10. August 2025

Die Kobra von Kreuzberg – Ein experimentelles Gaunerstück




Beim Deutschlandfunk Kultur gibt es noch Raum für Experimente. Im der risikofreien Sommerpause 2025 wird das dreiteilige Hörstück nach einer Vorlage von Michel Decar (2021) vorgestellt: „Hörspiel mit Female Rap und Beats“. Tatsächlich bietet es eine unterhaltsame Gaunerkomödie.

 

Der Inhalt

 

Die junge Beverly Kazcmarek hat es nicht leicht. Als jüngstes Mitglied einer alten-ehrwürdigen Ganovenfamilie ist sie die Versagerin. Eigentumsdelikte sind das Business dieses Clans. Ihre Brüder klauen Fabergé -Eier aus der Eremitage, Vater und Großvater sind immer noch eine große Nummer. Aber Bev scheitert immer wieder. Sie braucht einen Neuanfang. Und zwar in Berlin. Der Start ist nicht schlecht. Allerdings geht eine der beiden wertvollen Wedgwood-Vasen beim Einbruch ins Potsdamer Marmorpalais kaputt. Dazu ist der nervige Kommissar Ferenz Hothfilter ihr schon auf den Spuren.  Bev entscheidet sich für die Flucht nach vorn. Es muss eine ganz große Nummer werden, die noch nie jemand vor ihr gewagt hat. Operation Q. Das schafft sie nicht allein. Dragan Vidović, der Wetteranarchist ist dafür genau der Richtige. Aber die Beiden müssen noch Maximow einschalten, die Unterweltgröße schlechthin in Berlin. Nicht frei von Risiken. Und tatsächlich taucht auch noch die Profikillerin Thyra von Lauritzen auf

 Der Hörer folgt den Höhen und Tiefen der Planung bis zum überraschenden Shut-Down. 

 

Das Hörspiel  

 

Das Hörspiel ist ein Genre-Mix. Ein wenig Krimi, denn der Hörer möchte wissen, ob dieser Wahnsinnscoup auch klappt. Ein wenig Parodie, weil alle Krimi-Klischees vorkommen: Die verpeilte Polizeihierarchie, ein übler Ganove und ein schräger Kommissar. Ein Roman über Berlin mit seinen Clubs, seinem Untergrund und dem prallen Leben. Ein klein wenig Familiendrama und eine Liebesgeschichte: „Ich möchte mit dir Pferde stehlen“.  Ein Stück weit auch Gesellschaft-und Politik-Kritik Immer witzig, ironisch und einfallsreich. Allerdings wenig Sprachwitz. Die Story wird hauptsächlich von einer Erzählerin präsentiert und Ich-Monologen von Bev. Wenig Dialoge. Überhaupt ist das Tempo trotz der tollen Ideen eher langsam. Naturgemäß sind die Ideen nicht unbedingt realistisch. Die Sprecher treffen die Töne der Typen bestens. Dafür muss auch Shorty Scheunemann ein hartes osteuropäischen R artikulieren. Die Musik ist kein Beiwerk, sondern ein zentraler Teil des Werks. Die Grundstimmung ist wohlwollend, alle Figuren verdienen auch Sympathie. Und Berlin ist mehr als eine Reise wert. Aber letztlich ist es eine Geschichte über eine junge Frau, die keine Looserin ist, sondern selbständig und selbstsicher ihren Weg macht.

 

 

Fazit

 

Eine etwas zähe intellektuelle Spielerei, die wohl junge Menschen erreichen soll. Nett zu hören mit seinen coolen Dialogen, aber unter dem Niveau vergleichbarer Autoren.

 

Wertung 70 %

 

Dauer ca. 90 Min. in drei Teilen

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek

 

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