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Dem WDR ist es gelungen, mit dem schrägen Team aus Hamm einen Publikumsliebling in der Radio Tatort-Reihe zu etablieren. In der Task Force Hamm haben sich die Versager der Polizeiarbeit versammelt, um anderswo keinen Schaden anzurichten. Schräge Typen mit Spitzensprechern sind ja schon spannend anzuhören, aber dem Team gelingt es immer wieder, Fälle unkonventionell zu lösen. Der WDR legt im Jan. 22 den 17. Radio Tatort mit dem Hammer Kommissar Lenz (163 Radio Tatort) vor.
Der Inhalt
Hamm kommt nicht zur Ruhe. Lenz wird beim Fritten- und Frikandellenkauf für die Task Force durch die Sprengung eines Bankautomaten schwerst verletzt. Trunken wie immer gelingt es ihm aber, im Telefonat mit den Kollegen noch einen Namen zu nennen, bevor er ins Koma fällt und auf die Intensivstation muss. Tagelang ringt er mit dem Leben.
Die Task Force ist erschüttert, aber entschlossen, die letzten Worte von ihm ernst zu nehmen. Dieses junge Mädchen ist vor 20 Jahren ermordet worden, ohne je einen Täter zu überführen. Was hat Lenz gesehen? Die Task Force begibt sich in ihrer unnachahmlichen Art auf Spurensuche. Unterbrochen durch obskure Telefonate mit dem ehemaligen Kollegen Scholz. Abgelenkt durch komatöse Träume von Lenz, der zwischen Wirklichkeit und Vision immer wieder über den Fall spricht?!
Wieder gelingt es dem Team den eigentlich vergessenen Fall noch zu lösen und wie durch ein Wunder wird auch Lenz wieder gesund.
Ein verändertes Setting
Jahrelanger Erfolg hält nur bei stetiger Veränderung an. So auch beim Hammer Tatort. Vorderbäumen ist tot, Scholz abgetaucht und nun verfällt Lenz auch noch ins Koma. So geraten Ditters und Latotzke zu den Hauptfiguren, was dem Hörspiel sehr gut bekommt.
Ditters ist der ruhende Pol in dem Team, bleibt auch beim größten Unsinn sachlich und zielstrebig. Die tolle Sprecherin Christine Prayon hat diese Aufwertung verdient. Latotzke ist nicht mehr nur ein sprücheklopfender Sidekick, sondern ein ortskundiges, erfahrenes Teammitglied.
Autor und Regie nutzen den Baukasten für Hörspiele intensiv. Wir sind an der Pommesbude, in einer Eisdiele, im Altenheim und und und. Die Stimmen kommen aus dem Mund, dem Telefon und dem halben Jenseits (!). Das Alles wird zügig gespielt und spannend inszeniert. Es gibt auch anrührende Szenen wie zum Beispiel im Pflegeheim.
Und immer wieder Koma-Szenen mit Lenz, dessen Visionen und Träume real zu sein scheinen. Überhaupt ist die Frage nach Gewissheit ein Motiv, das sich durch diesen Krimi zieht. Scholz hat die Details des alten Falls im ersten Telefonat alle blitzschnell und genau parat, gleitet aber mehr und mehr in einen quer denkenden Phantasten ab.
Es geht interessanterweise kaum um den Banküberfall, der Lenz fast das Leben kostet, sondern um einen Cold Case, den Ditters und Latotzke nach mehr als 20 Jahren lösen können. Konfrontiert mit nachlassenden Erinnerungen beginnt der Krimi ein Spiel mit dem schrägen Scholz Scholz, dem Traumpatienten Lenz und der nüchternen Alltagsarbeit von Ditters und Latotzke. Da muss der Hörer schon aufpassen, den Faden und die Geduld nicht zu verlieren.
Fette Beute
Ditters und Latotzke gelingt tatsächlich eine fette Beute. Lenz findet den Weg ins Leben zurück, der Mörder wird entlarvt und kann endlich besser mit seinen Schuldgefühlen umgehen, die Schulfreundin hat nun eine Gewissheit, die es vielleicht gar nicht gibt
Fazit
Der Hammer Tatort findet totz mancher Länge zu alter Stärke zurück, Gratulation. Es tut einer Langzeitserie wie dem Radio Tatort gut, wenn Form und Inhalt gelegentlich die Grenzen überschreiten.
Wertung 90%
Dauer 53 min
Verfügbarkeit
In der ARD Mediathek und beim WDR; dort sogar mit einem hörenswerten Trailer zur Einführung
Links
Nähere Information
Ein netter Trailer zur Einführung
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