Sonntag, 11. September 2022

Hamm Special – Drei Preziosen als Hommage an die Looser aus Hamm

 



Außerhalb der regulären Tatort-Folgen veröffentlicht der WDR im Sommer 2022 drei Kurzkrimis (je 15 Min), in deren Mittelpunkt nicht der kriminalistische Plot steht, sondern die Besonderheiten eines Teammitglieds: Lenz, Ditters, Latotzke.

Es hatte sich schon angedeutet, dass der Autor Dirk Schmidt noch Lust auf Neues hat. Die Freunde des Hammer Teams werden es ihm danken.

Jede Episode ist in sich abgeschlossen, aber es gibt einen losen Zusammenhang und der Hörer sollte die vorgeschlagene Reihenfolge einhalten.

 

Quick and Dirty (24 min)

 

Ditters und Lenz müssen einen mutmaßlichen Mörder in seiner Verhörzelle auf den Zahn fühlen. Ditters begibt sich in die Zelle und gibt sich als Reinemachefrau aus. Der mögliche Täter ahnt nichts davon und lässt sich auf ein Gespräch mit der Putzfrau ein, die ihm schmeichelt, Limo besorgt und ihn immer mehr zum Reden bringt.  Das ist schon die inhaltliche Zusammenfassung.

Christine Prayon als Ditters und Thomas Anzhofer als einsitzender Täter führen hier ihre beeindruckende Sprechkunst vor. Der Text des Autors könnte glatt als Demonstration in Schulungen für Gesprächsführung genutzt werden, jenseits von typischen Polizeiverhören.

Am Ende ist der Fall geklärt und alle wollen sich auf die von Lenz bestellte Pizza stürzen.

 

Pizza Connection (20 min)

 

Die Pizza war ein Reinfall. Irgendein Fäkalfreund hat die Pizza ungenießbar gemacht. Lenz, wieder wunderbar gesprochen von Matthias Leja, begibt sich auf private Spurensuche und fordert Hilfe bei Ditters und Latotzke ein. Sie beobachten die Pizzeria und vor allem die unterschiedlichsten Kuriere. Wie jede Ermittlung zieht sich die Beobachtung ohne spürbare Ergebnisse in die Länge und die drei konzentrieren sich mehr und mehr auf eine Homestory von Lenz´ Kegelabend.

Auch in dieser Ermittlung steht ein Gespräch im Vordergrund. Am Ende stellt sich heraus, dass der Kegelabend und die Gefängnis-Pizza einen Zusammenhang haben. Ein Kammerspiel für drei, weil Lenz mit seinem Alkoholproblem am meisten auf Unterstützung angewiesen ist.

 

Nightfly (17 min)

 

Latotzke bekommt eine einmalige Chance. Er darf bei einem lokalen Radiosender eine neue Nacht-Sendung begleiten. Latotzke/DJ Latte legt auf und die Hörer dürfen ihn anrufen.

Doch schon der erste Anruf wirft den aufgeregten Latotzke aus der Bahn.  Eine stille Verehrerin aus den Disco-Abenden erklärt ihm ihre Liebe und erweist sich als Stalkerin. Die Situation spitzt sich nach mehreren Anrufen zu. Am Ende muss Latotzke seine Kollegen vom Polizeirevier zum Einsatz rufen: Die Frau droht mit Selbstmord.

Diese Szene ist Söhnke Möhrung als Latotzke auf den Leib geschrieben. Aber auch der lakonische, maulfaule Nachtredakteur Thiemo Schwartz und die beiden schwierigen Damen, gesprochen von Anja Herden und Leonie Renée Klein, halten den Hörer mit ihrer Sprechkunst wach. Ja und dann wird auch noch schöne Musik gespielt und zu guter Letzt ist dieses Minihörspiel eine ironische Auseinandersetzung mit Format „Höreranrufe“.

 

Fazit

 

Ein echter Hammer. Großen Dank an Autor, Sprecher und Bearbeiter für diesen Mut zu diesen kleinen Kunstwerken in ungewöhnlichem Format. Ein Muß für die Freunde des Hammer Teams. Eine dringende Empfehlung für alle anderen. Ob dies ein Abschiedsgeschenk ist oder Aufbruch auf neuen Pfaden bleibt offen.

 

 

Wertung 90%

 

Dauer drei Episoden zu knapp 20 min

 

 

Verfügbarkeit

 

In der ARD Audiothek oder direkt beim WDR

 

 

 

 

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