Sonntag, 16. Juli 2023

Gift – Der neue Radio Tatort des RBB-Teams

© ARD / Jürgen Frey

 


Gift (Juni 2023, Folge 178) ist der fünfte Radio-Tatort des RBB mit dem nicht ganz einfachen Team um den psychisch labilen Christian Wonder und der dem Alkohol nicht abgeneigten Kommissarin Ariane Kruse. Wie gewohnt ist Tom Peukert der bewährte Autor.

 

Inhalt

 

Leonard Löber wird erschossen auf einem Hochsitz im Berliner Grunewald aufgefunden. Alles deutet auf einen Mord hin. Löber ist passionierter Jäger, verheiratet mit erwachsenem Kind und in der Müll-Entsorgung erfolgreicher Unternehmer. Die Tatwaffe muss ein Jagdgewehr gewesen sein. Ein Jagdgenosse als Täter?  Der Vorgänger der Pacht ist ausgesprochen schlecht auf Löber zu sprechen und hat reichlich Dreck am Stecken. Sein Alibi ist mehr als zweifelhaft. Aber Löber hatte eine eigenartige toxische Schlammmischung im Mund. War er in zweifelhafte Müllgeschäfte verwickelt? Aber mit Giftmüll hatte Löber eigentlich nie etwas zu tun, wie ein eingeschalteter Privatdetektiv ermittelt.  Und dann gibt es noch den Sohn Löbers aus erster Ehe, der sich mit seinem Vater zerstritten hat. Videoaufnahmen belegen, dass er zur Tatzeit in der Nähe des Hochsitzes seines Vaters war.

Reichlich Spuren und Motive, wenig handfeste Beweise. Auf der Suche nach weiteren Beweisen begibt sich Wonder ins tiefste Brandenburg und riskiert sein Leben um einen Mörder zu entdecken.

 

Das Hörspiel

 

Peukert ist ein solider Krimiautor. Eine überzeugende, überschaubare Anzahl von Motiven und Verdächtigen und dennoch gelingt ein überraschendes Ende. Alles nachvollziehbar und nicht abwegig. Die Suche nach der Lebensgeschichte Wonders kommt ebenso vor wie der Alkohol bei Kruse. Aber nur als kleine Randnotizen.

Eine weitere Stärke Peukerts ist die Charakterisierung von Figuren. Mit wenigen Sätzen gelingt es ihm, den Figuren ein Leben einzuhauchen.  Die Verdächtigen haben ihre eigene schwierige Lebensgeschichte, aber sind sie Mörder? Peukert deutet an, dass ja jeder Mensch seine Geheimnisse hat. Aber auch die Nebenfiguren werden plastisch: Der Privatdetektiv, der ein wenig an Garthmann vom NDR erinnert, der Nachrichtendienstler oder die Dame im Büro.

Der Titel erhebt einen hohen Anspruch und weckt beim Hörer entsprechende Erwartungen. Aber man darf ruhig verraten, dass es keinen Giftmord gab. Denn giftig wird es auch unter Wettbewerbern, Jägern, Familien sogar der Polizei. Der Hörer wird an wechselnden Spielorten, begleitet von hörenswerten Dialogen und passendem Sound zu einem spannenden, unerwarteten Ende geführt. Die Regie hat dafür gesorgt, dass die Menschen so sprechen wie sie sind. Ein wenig Brandenburg, ein wenig Berliner Schnauze und und. Alles fein beobachtet, geschrieben und in Töne gesetzt. Welch Widerspruch, dass der private Wonder der Wiege seines Lebens näherkommt und zugleich dem Tode nahe ist. Allerdings ist die Szene sehr abwegig und wenig glaubwürdig geraten.

 

Fazit

 

Es lohnt sich immer noch, keine Radio-Tatort-Folge zu versäumen. Wenn die Befindlichkeiten dieses Teams nur mitspielen, statt sich in den Vordergrund zu drängen, dürfen wir uns auf weitere Folgen dieses Teams freuen.

 

Wertung   80 %

 

Dauer ca.  53 Min.

 

 

Verfügbarkeit

 

ARD Audiothek

 

 

 

 

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