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© ARD / Jürgen Frey |
Radio-Tatort 190 des WDR beglückt die Fan-Gemeinde mit einem neuem Hamm-Tatort. Dem Autor und dem Produktionsteam gelingt erneut das Kunststück, dass alles beim Alten bleibt und doch nichts bleibt, wie es ist.
Inhalt
Der Gewalttäter Seebald kommt nach Jahrzehnten im Knast frei. Und mit ihm wohl die 10 Mio. Euro, die nie gefunden wurden. Die ehrgeizige Ditters schlägt beim LKA eine 24/7-Observation durch das örtlich zuständige Hammer Team vor. Doch schon beim ersten Rasenmähen des Mörders vergeigen Lenz, Ditters und Latotzke alles. Seebald flieht, aber sie können ihm immerhin folgen und stellen ihn im Wald. Mit einem frisch ausgegrabenen, schweren Koffer: „Jeder von euch krich zwei Mio und ihr lasst mich laufen“. Da denkt man schon mal nach. Höchstens fünf Minuten. So lange hat es nicht gedauert. Seebald wird von zwei Maskierten erschossen und die drei an ihren eigenen Handschellen an einem Baum geparkt. Die Folgen sind: sofortige Suspendierung vom Dienst und eine Untersuchung des Vorgangs durch den ortskundigen Scholz und den jungen, ehrgeizigen Kosko vom LKA. Aber Scholz stutzt. Was hatte Seebald mit den vier Mio. vor? Gab es Mittäter, die sich alles schnappen wollten? Wer wusste überhaupt von der Freilassung? Im Team kommt nach der Depri wieder Spürhund-Stimmung auf. Am frühen Morgen wird Kosko erschossen in seinem Hotelzimmer gefunden. War er den Tätern auf der Spur. Wer wusste überhaupt, wo er übernachtet?
Am Ende wird alles gut, denn wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.
Das Hörspiel
Beneidenswert wie es dem WDR gelingt, das Produktions-und Sprecherteam beieinander zu halten. Für Uwe Ochsenknecht gilt: Je oller, je doller. Er füllt seine Rollen, selbst wenn er weniger präsent ist und lässt den guten alten Vorderbäumen fast vergessen. Sönke Möhring als Latotzke spielt seinen erfolgreichen Fernsehbruder glatt an die Wand. Seitdem der Autor Ditters auch eine eigene Persönlichkeit gönnt, glänzt auch Christine Prayon, die im Nebenjob als Kabarettistin erfolgreich tourte. Den Dreien gelingt es, die Charakterstudien des Autors zu Leben zu erwecken. Anders als ihre Bremer Kollegen, bleiben sie keine Stereotypen. Der sensible Sprachbeobachter Schmidt schiebt Lenz das schöne Wort „Bildtelefon“ in den Mund. Die Musik des Komponisten und Allrounders Quade drängt sich nicht ins Gedächtnis, sie leitet neue Szenen ein und aus, bereitet sacht vor, auf das was kommt. Ihm ist auch die wunderbare Titelmelodie zu verdanken, die gleich in die richtige Stimmung versetzt.
Dirk Schmidt setzt ein klassisches Krimimotiv um: Die Versuchung der Ermittler, die Beute selbst zu schnappen. Schmidt braucht dazu nicht viele Worte. Aber der Hörer, vernimmt förmlich das Geratter im Kopfe, wohl wissend, dass am Ende eine Rechnung präsentiert wird. Keine Sorge: Die Szene dauert keine fünf Minuten. Der Stammhörer weiß natürlich, dass die Drei nicht zulangen. Aber Versuchungen gibt es auch an anderen Stellen. Der Spannung zuliebe, bleibt anfangs im Unklaren, was nun genau im Wald geschehen ist. Der Plot wird nicht jeden Hörer überzeugen, manches ist schon sehr weit hergeholt. Aber die Realität mal zu verlassen, kann bei einem so hochmoralischen Thema wie Versuchung ist kein Fehler.
Fazit
Auf diese Weise darf das Team noch lange zusammenbleiben. Der Kleine Tiger von Janosch sagte zum Thema, ob er noch essen möchte: „Alles zusammen und von jedem die grösste Portion“.
Wertung 85 %
Dauer 53 Min.
Verfügbarkeit
In der Audiothek
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