Dienstag, 30. November 2021

Caro ermittelt: Der Cybercrime-Strudel 1 – True Crime meets Comedy

 





Es tut sich was bei den öffentlich-rechtlichen Medien: Rund um die Hauptfigur Caro soll im Spätherbst 21 eine Krimipodcast-Reihe unter dem Titel: „Caro ermittelt“ starten. Der Cyber-Strudel ist die erste veröffentlichte Episode. Produzent ist das Radio Berlin Brandenburg.

RBB stellt die Reihe als True Crime Comedy Hörspiel vor. Und die erste Folge enthält wirklich von allem etwas.

Der Inhalt

Caro, eine gescheiterte Kleinunternehmerin und jetzige Busfahrerin, liest eine Spam-Mail mit Google-Translator: Am liebsten bin ich sehr bedauern, dass sie plötzlich angesichts Lastkahnen, dass wir nicht wissen einander von ...! Genauer: Ange aus Afrika hat mehrere Millionen von ihrem Vater geerbt. Allerdings liegt das Geld derzeit auf einem Treuhänderkonto. Ange kommt nur daran, wenn sie eine Gebühr hinterlegt. Dies Geld hat Ange nicht und bittet Caro um eine entsprechende Zahlung. Caro hat zwar auch kein Geld, aber sie wird neugierig und lässt sich unter dem Fake-Namen Hanna Reusch auf den Deal ein. Vielleicht enttarnt sie den/die Betrüger?

Nun beginnt eine heiße Story voller Mails und Telefonaten mit Ange und einem Banker, zwischen Berlin und der Elfenbeinküste. Caro begibt sich in den Strudel der Ereignisse mit immer neuen Ideen und Forderungen der Betrüger. Allerdings verheddert sich auch Caro in immer neuen Ideen: Sie zaubert einen polnischen Freund hervor, überfällt angeblich eine Bank und muss ins Gefängnis, aber: Niemals Geist! Never mind.

Der Höhepunkt der Spannung wird bei einer Strudel-Bestellung in einem bayrischen Lokal in Abidjan erreicht. Am Ende muss sich Caro selber schützen, um nicht in kriminelle Aktivitäten verwickelt zu werden.


Das Besondere

Wie in einem klassischen True-Crime berichtet Caro, unterstützt von einer Freundin, über ihren ersten Fall. Man fühlt sich wie im realen Studio, wenn Caro gelegentlich die Regisseurin um Einspielungen bittet.

Caro zitiert Mails, gibt Telefonate und wenige andere wichtige Ereignisse wieder und kommentiert sie. Hauptsprecherin ist also Caro, die man sehr gut versteht. Die Autorin Caroline Labusch spricht diese Rolle selbst und sie macht das genial. Man glaubt sich mitten ins Leben versetzt, hört jede Stimmungsnuance als wäre man dabei. Selbst das Telefonat mit dem Restaurantchef in Abidjan klingt, als wäre es real. Man fühlt sehr schnell mit der sympathischen Caro, die zwischen Neugier und Angst hin- und hergerissen ist.

Neben der Handlung ist der Sprache eine Besonderheit dieses Hörspiels. Die Stimmen der vorgelesenen Mail oder Telefonat sind laut, leise, böse, lieb, kaum zu verstehen, mal Deutsch mal Englisch, auch Französisch, meist ein seltsames Google-Denglisch, das sich Caro aus dem Google-Übersetzer vorlesen lässt. Caro durchschaut den Google Übersetzungsalgorithmus und lernt die Worte so zu setzen, dass erst die Übersetzung einen Sinn ergibt: Ich Armbanduhr dich Englisch: I watch you!

Bei allem Mut zum Abenteuer ist Caro dennoch vorsichtig: Gelegentlich meldet sich die Stimme des Gesetzes. Diese Stimme aus dem Off erklärt ihr, dass es juristisch keine Fälschung ist, wenn man einen gefälschten Perso elektronisch verschickt. Man erfährt auch, dass über Moneygram nicht so einfach zwielichte Überweisungen möglich sind. (Der Verfasser dieser Zeilen hat dies allerdings nicht geprüft). Das lehrreiche Hörspiel ist also mehr als eine Warnung vor Cyber-Crime.

 

Was es noch zu sagen gibt

Das Hörspiel ist tatsächlich true, Crime und Comedy. Die Story ist wohl nicht echt in dem Sinne, dass sie einen wahren Fall berichtet, aber sie könnte so tatsächlich geschehen sein. Der Autorin gelingt es jedenfalls, die Geschichte spannend darzustellen.  Auch wenn man gelegentlich nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll, wenn man sich die Details anhört.

Offenbar macht die enge Zusammenarbeit der Autorin mit der Regisseurin Marion Pfaus die Stärke dieses Hörspiels aus. Es lohnt sich ihre anderen Arbeiten anzuschauen.

Und ja natürlich: Diese starke Frau Caro geht als Ermittlerin ihren eigenen klugen, witzigen Weg und spielt nicht einfach eine mit einer Frau besetzte Männerrolle.

Die Musik ist mit einer elektronischen Orgel und Trommel als Begleitung der Szenen, eher klassisch unterwegs. Passt aber gut zur Inszenierung. Und man hört schon an der Geräuschkulisse, wo sich Caro gerade befindet.

 

Dauer 55 Min.

 

Fazit

Nicht jedem gefällt das viele Denglisch. Aber wer sich, wie Caro, auf ein Abenteuer einlässt, wird diese knappe Stunde voll Spannung und Sprachwitz genießen. Das Hörspiel ist ein Stück akustischer Kunst, das einen großen Hörerkreis verdient hat. Ich freue mich schon auf weitere Folgen. 

Verfügbarkeit:

Der 12-teilige Podcast soll am 14.11.2021 starten. Auf RBB Kultur jeweils um 14.00 Uhr. Man kann dann den Podcast abonnieren. Weitere Info auf RBB Kultur.


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